Irland - Im Westen viel Neues

Irland – schon 2013 haben wir unsere “Entschleunigung auf der Sonneninsel“ erlebt. Damals haben wir nur Dublin und einen Teil der Wicklow Mountains kennengelernt, und somit war klar, dass wir auf jeden Fall noch einmal wiederkommen müssen, um den Rest dieses schönen Landes ebenfalls kennenzulernen.

Damals waren wir mit Eseln unterwegs – diesmal sollten es ein paar PS mehr sein. Damals waren wir im Mai unterwegs und hatten trotz vieler Unkenrufe bestes Urlaubswetter. Warum es dieses Mal also nicht im September/Oktober versuchen? Der große Vorteil ist, dass die meisten Touristenströme schon versiegt sind und wir hoffentlich die Insel etwas entspannter genießen können als zur Hauptsaison.

Kurz entschlossen buchen wir Mitte September einen Flug bis/ab Cork, einen Mietwagen für zwei Wochen und die erste Übernachtungsmöglichkeit in Cork, und nur wenige Tage später sitzen wir im Flieger. Irland – wir kommen wieder! Wird es wohl eine „Entschleunigung auf der Sonneninsel 2.0“?


Unterkünfte

Wir haben ausschließlich in B&Bs übernachtet.  Und jeden Abend war es wieder wie eine große Wundertüte, wie unsere Unterkunft diesmal sein wird. Mal ist es ein einzelnes Privatzimmer mit Gemeinschaftsbad und Frühstück in der Gastgeberküche, mal wirkt es eher wie ein Hotel. Mal sind die Zimmer winzig, mal könnte eine sechsköpfige Familie in dem Zimmer unterkommen. Mal sehr modern eingerichtet, mal plüschig und truschig. Aber jede Unterkunft hatte seinen Charme und gerade diese Vielfalt macht es so einzigartig!

2016 Irland - Unterkünfte

Cork

Cork war für uns nur der erste Anlaufpunkt für eine Nacht. Da wir am Flughafen von Cork gelandet sind, haben wir uns direkt in Cork ein Zimmer für die erste Nacht gebucht. Am Flughafen nehmen wir unseren Mietwagen in Empfang und machen uns auf in das Abenteuer Linksverkehr. Die Fahrt in die Innenstadt von Cork zum Feierabendverkehr macht die Eingewöhnung nicht einfacher… Durch die sehr abenteuerliche Wegstrecke durch Cork aufgrund sehr vieler Einbahnstraßen und dem River Lee, der die Stadt durchfließt, haben wir schon auf dem Weg zu unsere Unterkunft eine kleine Stadtführung erlebt. Ansonsten haben wir nicht viel von der Studentenstadt gesehen. Die kleinen Örtchen sagen uns mehr zu.

2016 Irland - Cork

Start Wild Atlantic Way – Südküste

Von Cork aus fahren wir Richtung Süden an die Küste und zum Start des Wild Atlantic Way, der 2.600 Kilometer lange Küstenpanoramaweg, der sich die komplette Westküste bis nach Derry hochzieht. Die Sonne scheint – so kann es bleiben!

In Kinsale gefällt uns der Ort so gut, dass wir spontan einen Parkplatz suchen und ein bisschen spazieren gehen. Ein kleiner Hafen zieht sich durch den Ort, aber in zweiter Reihe ist es fast noch schöner, viele bunte Häuser reihen sich aneinander.

Weiter fahren wir den Wild Atlantic Way entlang und machen hier und da eine kleine Fotopause. Ein Strand ist besonders schön, hier weht ein kräftiger Wind und einige Kitesurfer sind unterwegs.

Wir machen einen kleinen Abstecher zum Old Head of Kinsale. Der Old Head of Kinsale in der Grafschaft Cork ist eine der spektakulärsten Küstenformationen in Irland. Dieser riesige Felssporn ragt in den Atlantischen Ozean hinaus und seine steilen Klippen thronen fast einhundert Meter über dem Meer. Hier steht auch der weiß gestreifte Old Head Lighthouse, der unbeirrt auf das Meer hinaus blickt. Vor der Küste wurde am 07. Mai 1915 der britische Luxusliner Lusitania von einem deutschen U-Boot versenkt. Das Schiffswrack liegt noch immer auf dem Meeresgrund.

Es sind kaum Leute unterwegs und wir genießen die Einsamkeit. Wie es hier wohl im Sommer sein mag…

Wir fahren noch ein wenig weiter die Küstenstraße entlang, aber kurz vor Timoleage fahren wir auf direktem Weg Richtung Killarney, wo wir uns für die nächsten Nächte eingebucht haben. Schade, dass wir heute unflexibel sind, aber nach Killarney werden wir uns täglich eine neue Unterkunft buchen und sind somit ungebunden.

2016 Irland - Wild Atlantic Way

Killarney

Killarney ist ein kleines Städtchen (fast 14.000 Einwohner) und grenzt direkt an den Killarney Nationalpark. Daher sind hier auch sehr viele Touristen unterwegs und die vielen vielen Hotels lassen nur erahnen, was hier in der Hauptsaison los sein muss. Das Stadtbild wird geprägt von unzähligen Jaunting Cars, den Pferdekutschen. Da unsere Unterkunft zwischen dem Ross Castle und der Innenstadt liegt und diese Strecke von jedem „Pauschaltouristen“ per Droschke gefahren wird, herrscht vor unserer Haustür trotz der Nachsaison ein reger 1-PS-Verkehr.

Ross Castle  (aus dem späten 15. Jahrhundert) befindet sich auf einer Halbinsel am Ostufer des Lough Leane, des größten der drei Seen im Killarney-Nationalpark, und war der Stammsitz des O'Donoghue-Clans. Wie so oft in Irland ist der Wohnturm gut erhalten, der Reste aber nur noch Ruine.

Wir haben gleich vier Nächte in Killarney verbracht, da einige Sehenswürdigkeiten bequem von hier aus zu erreichen sind. Außerdem sind wir zwei Tage im Nationalpark gewandert.

In direkter Nachbarschaft zu unserer Unterkunft befindet sich die Pferderennbahn Killarney Racecourse, leider findet während unseres Aufenthalts kein Rennen statt. Aber wir haben das Glück, uns die irische Show Celtic Steps anschauen zu können. 5 Musiker und 6 Tänzer – in Irland noch einmal ein viel schöneres Erlebnis als zu Hause!


Muckross House & Lake

Wir wandern einen Tag um den Muckross Lake. Start und Ziel ist das Muckross House (1839 – 1843), welches ein herrschaftlicher Ansitz war und nun das Zentrum des Bourn Vincent Memorial Park darstellt.

Die riesigen Parkplatzflächen zeigen, dass es sich um ein beliebtes Touristenziel handelt. Das viktorianische Herrenhaus schaut von außen sehr schön aus, der graue und nicht restaurierte Stein wirkt ein wenig verwittert, aber gerade das macht den Charme des Gebäudes aus. Die Besichtigung der originalgetreu nachgebauten Räume soll sehr lohnenswert sein, aber wir begnügen uns mit der Außenansicht und einem Spaziergang durch den parkähnlichen Garten. Er ist teilweise sehr urwüchsig mit einem sehr schönen Steingarten mit unzähligen kleinen Wegen und einem großen Ziergarten.

Vor dem Herrenhaus warten einige Kutschen auf Kundschaft, wie überall in Killarney. Den ca. 13 km langen Rundweg um den See dürfen die Kutschen jedoch nicht fahren, somit sind wir sehr schnell ganz allein. Nur ganz vereinzelt fährt ein einsamer Radfahrer an uns vorbei. 

Ein kleiner asphaltierter Weg führt durch größtenteils sehr morastigen Wald, teilweise stehen die Bäume in einem richtigen See. Ab und zu verlassen wir den Weg und klettern über Stock und Stein zum Ufer des Muckross Lake, der immer wieder einen anderen Anblick bietet.

Auf der Hälfte der Strecke kommen wir an Dinis Cottage vorbei, einem kleinen Café, welches leider geschlossen ist. Schade – wir hätten eine kleine Stärkung gut gebrauchen können. Vorbei am Meeting of the Waters wandern wir weiter und machen noch einen kleinen Abstecher zum Torc-Waterfall, er ist sowohl mit dem Auto als auch mit der Kutsche anzufahren und somit ist hier auch wieder recht viel los. Der Wasserfall ist schon sehr beeindruckend, bestimmt 20 m hoch und das Wasser rauscht mit einer enormen Kraft die Felsen runter.

2016 Irland - Muckross

Gap of Dunloe

Die meisten Leute machen die klassische Touri-Tour durch die Gap of Dunloe: ab Killarney mit dem Bus zu Kate Kearney’s Cottage, von dort aus dann zu Fuß oder mit der Droschke durch die Gap, mit dem Boot zum Ross Castle und vor dort aus mit der Droschke wieder zurück in die Stadt. Die Bootstour möchten wir ebenfalls machen, allerdings ohne Zeitdruck, und bei der klassischen Runde fährt nur einmal täglich ein Boot, so dass man zeitlich gebunden ist. Daher machen wir die Tour einfach umgekehrt: Wir gehen zu Fuß zum Ross Castle, welches nur ca. 1 km von unserem B&B entfernt ist. Dort wartet Dux auf uns, den Mary aus unserem B&B für uns organisiert hat, und fährt uns fast zwei Stunden über den Lough Leane zu Lord Brandon’s Cottage. Von dort aus haben wir nun alle Zeit der Welt für den Weg durch die Gap of Dunloe. Bei unserer Ankunft bei Kate Kearney’s Cottage können wir uns dann ein Taxi zurück nach Killarney nehmen, falls der öffentliche Bus nicht mehr fährt.

Dux und sein vierbeiniger Begleiter heißen uns willkommen und neben uns sind nur noch zwei weitere Gäste an Bord. Ein weiterer Vorteil, nicht „pauschal“ in einem vollbesetzten Boot zu fahren.

Dux ist äußerst humorvoll und scherzt herum, erzählt jedoch auch sehr viel Interessantes. Bis vor zwanzig Jahren sei man diese Tour (mit über 250 Jahren die älteste Tour in Irland) mit Ruderbooten gefahren. Vier Männer sind ca. drei Stunden für 25 Gäste gerudert. Heute fährt man mit einem Ruderboot und zwölf Gästen. Er fährt in der dritten Generation, sein Sohn hat jedoch kein Interesse, die Tradition fortzuführen.

Es geht vorbei an Rhododendrenwäldern, die schon mehr nach Regenwald ausschauen und einem alten Cottage von Queen Victoria. Rechts und links erheben sich der Torc Mountain und der Carrantuohill, der höchste Berg Irlands. Wir fahren langsam auf die Black Mountains zu. Hierzu erzählt Dux, dass es hier erst seit Ende der 1980er Strom gibt und erst seit 2006 einen Telefonanschluss. Wir können Autos sehen, die den Ring of Kerry befahren, und den Ladies View.

Am Lord Brandon's Cottage angekommen, verlassen wir das Boot und gehen nun zu Fuß weiter. Wir durchwandern ein Bilderbuchpanorama. Eine Mischung aus Alpen und Kirgistan. Wir machen so manchen Fotostopp und bestaunen die Gegend. Über leichte Serpentinen geht es stetig bergauf.  Oben auf dem Pass angekommen, bietet sich uns erneut eine tolle Aussicht. Nun geht es auf der anderen Seite bergab wieder über Serpentinen ins Tal hinein und in eine Art überdimensionale Schlucht. Rechts und links sehen wir die felsigen Berghänge mit sehr vielen Wasserfällen. Hier fließt der River Loe, welcher fünf Seen speist: Black Lough, Auger Lake, Cushnavally Lake, Black Lake und Coosaun Lough.

Bis jetzt haben wir fast keine Menschenseele gesehen, aber so langsam kommen uns Fußgänger, Radfahrer und Kutschen entgegen. Wir nähern uns also so langsam wieder der „Zivilisation“ und dem eigentlichen Startplatz dieser Tour.

Nach ca. 4 Stunden und 14 km erreichen wir Kate Kearney’s Cottage. Hier fühlen wir uns wie in einer Après-Ski-Hütte – es ist voll, laut und warm. Wir essen eine Kleinigkeit und fahren mit dem Taxi zurück zu unserer Unterkunft.

2016 Irland - Gap of Dunloe

Ring of Kerry

Der Ring of Kerry ist eine 179 km lange Panormaküstenstraße über die Kerry-Halbinsel. Diese Tour steht in jedem Reiseprospekt und zur Hauptsaison schieben sich hier die Busse wie eine Ameisenstraße die Küste entlang. Wir haben genug Zeit und Ruhe, die Tour in unserem Tempo zu genießen.

Um auf den Ring zu kommen, fahren wir erst einmal die enge und kurvige, aber wunderschöne Strecke von Killarney Richtung Kenmare. Vom Beifahrersitz aus gesehen kommen die Felsenwände immer näher, so dass der Fahrer öfter mal ein „Bitte weiter rechts!“ zu hören bekommt. Wir passieren Lough Leane und Muckross Upper Lake und halten an einigen schönen Aussichtspunkten. Am Ladys View machen wir Rast und klettern mit einem „Cappu to go“ auf einen Felsen. Die Aussicht ist phänomenal.

Wir fahren durch das bunte Örtchen Sneem und bei Castlecove führt uns eine 4 km lange enge Straße zum Staigue Fort (wieder begleitet von einigen „Bitte weiter rechts!!!“). Dieses vermutlich über 2000 Jahre alte Ringfort ist das besterhaltene in ganz Irland. Der Steinkreis ist recht ansehnlich, wir sind aber fast die einzigen Touristen.

Über Caherdaniel fahren wir mit vielen Zwischenstopps an tollen Aussichtspunkten auf die Küste und das Meer Richtung Derrynane House & National Park. Hier lebte eine der berühmtesten historischen Persönlichkeiten Irlands, Daniel O'Connell, Rechtsanwalt, Politiker und Staatsmann. Wir schauen uns das Haus von außen und die ansehnliche Parkanlage an. In vielen Ecken von Bäumen und Büschen sind Miniatur-Häuschen „versteckt“, wir vermuten, hier leben die Kobolde. :-)

Das Wetter wird schlechter und wir haben schon späten Nachmittag, somit lassen wir den Abstecher The Skellig Ring aus und fahren direkt Richtung Norden über Cahersiveen, Kells und Glenbeigh zurück.

2016 Irland - Ring of Kerry

Ring of Beara

Der Ring of Beara ist der kleine Bruder des Ring of Kerry und längst nicht so überlaufen, aber ähnlich schön. Wir lassen den Nordosten aus und starten mit einer Fahrt über den 325 m hohen Healy Pass von West nach Ost, um dann im Uhrzeigersinn die Tour fortzuführen. Wir schlängeln uns langsam die Caha Mountains hinauf und haben wie so oft in den letzten Tagen einen tollen Ausblick in die Täler, auf Seen und auf die sonnenbeschienenen Berghänge. Hier sehen wir wesentlich mehr Schafe als am Ring of Kerry und überall leuchten uns rote, grüne und blaue Hinterteile entgegen. Die Passstraße soll bei schlechtem Wetter sehr abenteuerlich sein – wir können es uns gut vorstellen. Oben angekommen, stehen wir auf der Grenze zwischen den Counties Cork und Kerry. Wir schlängeln uns nun die ganzen Höhenmeter in Serpentinen wieder hinunter. Wie gut, dass uns hier kaum Autos entgegenkommen – die ca. 8 km lange Passstraße ist wie viele andere Straßen abenteuerlich eng.

Wir machen einen kleinen Stopp in Castletownbere und fahren weiter die Küste entlang und genießen die Ausblicke. Wir machen einen kleinen Abstecher Richtung Dursey Island. Dort ist Irlands einzige Cable Car im Einsatz und bringt Passagiere auf das ca. 400m entfernte Dursey Island, wo man wandern und die Ruhe und Einsamkeit genießen kann. Nur zwei Leute leben dauerhaft auf Dursey Island. Das Cable Car fährt gerade, als wir ankommen, und wir wundern uns, dass es wirklich ständig im Einsatz ist. Wir dachten, es fährt 2x am Tag hin und her, aber scheinbar nutzen etliche Personen die Überfahrt. Es sind auch einige Wanderer auf unserer Seite zu sehen – hier startet (oder endet) der Fernwanderweg Beara Way.

Unser Auto schlängelt sich wieder zum Wild Atlantic Way zurück und wir machen nach wie vor immer wieder Halt und genießen die Aussicht. Wir durchfahren Allihies, hier war bis in die 1930er Jahre intensiv genutztes Bergbaugebiet, weit mehr als 1.000 Menschen arbeiteten hier in den Kupferminen. Auch heute noch sind die Überbleibsel zu sehen, wir sehen einige Schornsteine und Abraumhalden. Außerdem sehen wir hier schon erste „Ausläufer“ der Steilklippen, die so typisch für Irland sind.

2016 Irland - Ring of Beara

Dingle Peninsula

Die Dingle-Halbinsel ist eine weitere Halbinsel im Südwesten Irlands und auf keiner Touristenrundfahrt wegzudenken.

Bis nach Inch verläuft die Straße schnurgerade und wir können durchweg 80 km/h fahren. In Inch steigen wir kurz an einem langen Sandstrand aus. Hier scheint ein Surfspott zu sein, aber die Wellen und der Wind sind momentan zu anspruchslos, jedenfalls können wir niemanden surfen sehen.

Weiter geht es nach Dingle Town, ab hier startet der Slea Head Drive, ein 40 km langer Rundweg. Über Ventry erreichen wir das Dunbeg Fort. Von dem Steinfort sind nur noch wenige Ruinen erhalten und diese sind auch noch größtenteils abgesperrt.  Im Visitor Center gegenüber wird ein interessanter Film über das Fort gezeigt, der u. a. auch den Zustand des Forts erklärt. Im Jahr 2014 hat ein Sturm Teile des Forts unwiederbringlich zerstört und daher mussten Teilbereiche abgesperrt werden. In dem Film werden auch die Bienenkorbhütten angesprochen, alte Steinhäuser in Form eines Bienenkorbes.

Wir fahren weiter und bereits nach kurzer Zeit besichtigen wir eine Anlage mit diesen Bienenkorbhütten. In einem Ring aus Steinmauern sind einige Grundmauern zu sehen und Häuser ohne Dach, aber ein Gebäude ist noch komplett intakt und man kann die Form eines Bienenkorbes gut erkennen.

Am Slea Head befindet sich einer der atemberaubendsten Ausblicke Dingles, wenn nicht sogar Irlands, die bizarren Felsenklippen der Blaskets. Leider ist das Wetter nun sehr trübe, man kann vieles nur erahnen. Am Clogher Head machen wir den nächsten Halt, die Gegend ist einfach zu reizvoll. Am Rand der Küstenstraße führt eine Klippe steil ins Meer. Über einen kleinen Wanderpfad erklimmen wir einen Hügel, auf dem einige Schafe grasen. Von hier aus hat man einen tollen Ausblick auf den Atlantik mit seinen Inseln und der Halbinsel Dingle.

Wir fahren weiter zum Gallarus Oratory. Nach einem kurzen Film gehen wir zur eigentlichen Sehenswürdigkeit, einem Gebetshaus, welches komplett erhalten ist. Es hat die Bienenkorbhüttenform und sieht aus wie ein umgedrehtes Boot. Es ist komplett ohne Mörtel erbaut und auch heute noch, Jahrhunderte alt, wasserdicht und trotzt dem wilden Atlantik. Wir sind mutterseelenallein, im Sommer schieben sich hier bestimmt die Besuchermassen durch. Kaum zu glauben. Wir gehen noch kurz zu den Ruinen des Gallarus Castle, welche nur wenige Minuten Fußmarsch entfernt sind. Von dem Castle steht nur noch der Wohnturm.

Da das Wetter recht trübe ist, fahren wir nicht die Küste weiter, sondern nehmen die Strecke über den Pass Richtung Dingle, um von dort aus die Halbinsel zu verlassen und Richtung Norden weiterzufahren. Unterwegs halten wir noch in Kilmarkedar bei den Überresten der romanischen Kirche und dem umliegenden Friedhof an. Auf dem Friedhof befinden sich teilweise Gräber, die 100 Jahre alt und älter sind. Zwischendurch sind jedoch auch ganz aktuelle Gräber zu sehen. Man sieht hier christliche und heidnische Zeichen kunterbunt gemischt.

Wir überlegen, ob es sich lohnt, den Connor Pass zu fahren, weil man sehr wahrscheinlich eh nichts sieht. Wir wagen es trotzdem und kommen schnell in den dicksten Nebel. Wir tasten uns den 456 m hohen Pass hoch und oben angekommen, machen wir bei starkem Wind ein paar „Nebelfotos“, denn es ist absolut nichts zu sehen. Schade – der Ausblick wird bestimmt grandios sein! Auf dem Weg hinunter kommen uns nun einige Autos entgegen, die Straße ist mächtig eng. Wir sind froh, als wir wieder unten ankommen und schlagartig ist das Wetter wesentlich besser und die Sonne kommt heraus!! Außerdem ist es plötzlich kräftig warm, das Autothermometer zeigt zwischendurch sogar 20°C an!

2016 Irland - Dingle

Dingle bis Ballybunnion

Von Dingle aus halten wir uns nördlich. Das Wetter ist prima und daher buchen wir eine Unterkunft in Ballybunnion, der Reiseführer beschreibt eine sehr schöne Küstenwanderung, man kann auch einen kleinen Berg erklimmen und es gibt eine kleine Ruine.

Unterwegs halten wir in Listowel an, der Ort soll sehr schön und das Castle sehenswert sein. Doch das Castle ist leider geschlossen und wir können uns nur von außen den Turm anschauen. Wir suchen die tollen bunten Häuser der Innenstadt, aber so recht begeistert es uns nicht, da haben wir schon wesentlich schönere Häuserreihen gesehen.

Wir machen noch einen kleinen Schlenker und fahren nach Ballyduff. Hier sind die Überreste des Klosters von Rattoo zu sehen, aber die eigentliche Attraktion ist der sehr gut erhaltene 28m hohe Rundturm. Es sieht sehr neu aus, ist aber etliche 100 Jahre älter als die neben ihm stehenden Ruinen. Kaum zu glauben… Leider fängt es hier an zu regnen.

Wir fahren nun endgültig nach Ballybunnion und sind am frühen Nachmittag da. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es ist sehr stürmisch und unsere Pläne fallen sprichwörtlich ins Wasser. Erst gegen Abend erkunden wir kurz den Ort, wir gehen Richtung Strand und sehen auch direkt die Überreste des Ballybunnion Castle. Es ist immer noch sehr stürmisch und wir werden fast weggeweht, als wir zur Ruine gehen. An den Strand kann man nicht gehen. Die Flut ist hier sehr tückisch und der Reiseführer weist extra darauf hin, vorsichtig zu sein. Wir suchen ein Restaurant aus unserem Reiseführer, aber das existiert nicht mehr. Die Straßen sind wie leergefegt, fast alle Läden und Pubs sind geschlossen. In der Hauptsaison wird man hier wohl totgetreten, da der Ort auch bei den Iren sehr beliebt ist. Jetzt sind wir fast die einzigen auf der Straße. Aber am nächsten Morgen hat sich das Wetter wieder beruhigt und wir holen zumindest einen kleinen Strandspaziergang nach und statten der Statue vom golfspielenden Bill Clinton vor der Polizeistation einen Besuch ab.

2016 Irland - Dingle bis Ballybunion

Castle-Tour

Zwischen Tarbert und Killimer nehmen die Leute, die Zeitdruck haben, die Fähre über den Shannon. Aber wir fahren den Umweg die Küste entlang ins Landesinnere, da hier einige Castles sind, die wir uns anschauen wollen. Heute ist Castletag bei schönstem Castlewetter!

Unser erster Stopp ist beim Carrigafoyle Castle. Es steht noch der recht gut erhaltene Wohnturm (wieder mal), welcher frei zugänglich ist und sogar bestiegen werden kann. Von oben hat man einen schönen Blick auf die Moorlandschaft, den Shannon River und eine kräftig zugewachsene Hausruine gegenüber.

Nächste Station ist die Bunratty Castle. Wir gehen nicht in die Burg, sondern schauen uns nur von außen den schönen Turm an. Bilderbuchmäßig schmiegt sich direkt daneben ein fotogener Pub und eine alte Steinbrücke. Beim Carrigafoyle Castle waren wir ganz allein, Bunratty ist rappelvoll, die Leute werden busseweise hierhin gekarrt um das Bunratty Castle & Folk Park (ein Freilichtmuseum) zu besuchen.

Nun fahren wir zum Knoppague Castle. Das Schloss ist scheinbar geschlossen, aber dennoch kann man das Gelände betreten. Nebenan ist ein Walled Garden, den wir auch besuchen. Leider sind fast alle Blumen verblüht, aber was muss das ein Anblick im Frühling/Sommer sein.

In Quin sehen wir nur eher durch Zufall eine große Ruine und machen somit Halt bei der Quin Friary, dem Kloster von Quin. Eine recht gut erhaltene Anlage, gerade der Kreuzgang ist besonders gut erhalten. Auf dem Gelände können wir Grabplatten von 1742 erkennen.

Abschluss der Castle Tour ist das Dromoland Castle. In diesem Castle befindet sich eins der besten Hotels Irlands sowie ein exklusiver Golfplatz. Auf der Einfahrt werden wir freundlich von einem Wächter angehalten. Wir rechnen schon damit, keinen Zutritt zu erhalten, doch man lässt uns freundlich passieren, als wir erklären, wir wollen uns nur das Schloss anschauen. Es ist wirklich ein prächtiger Bau, so stellt man sich ein britisches Schloss vor. Auch hier gibt es einen Walled Garden und hier steht noch alles in voller Blüte.

2016 Irland - Castle-Tour

Cliffs of Moher

Wir übernachten in Doolin in der Nähe der Cliffs of Moher, die wir uns eigentlich am Folgetag anschauen wollen. Aber da das Wetter prima ist und wir noch eine knappe Stunde bis zum Sonnenuntergang haben, machen wir uns direkt am Abend auf den Weg dorthin.

Wir fahren an dem Parkleitsystem und riesigen Parkplätzen vorbei, die nun jedoch ziemlich leer sind. Wie so oft möchten wir gar nicht wissen, wie voll es hier zur Hauptsaison sein muss… Wir fahren weiter nordwärts und halten an einer kleinen Seitenstraße, dort lassen wir den Wagen stehen und gehen ein paar hundert Meter zu den Klippen. Hier führt auch der Fernwanderweg Burren Way entlang. Anfangs steigen wir auf die Klippen und haben einen prima Ausblick nach unten bzw. die Klippen entlang. So langsam geht die Sonne unter und wir gehen zum Auto zurück, bis wir einige Leute mit riesigen Kameras zu einem Felsvorsprung laufen sehen. Wir folgen ihnen und von hier aus haben wir einen tollen Ausblick auf die Klippen, die sich im Licht der untergehenden Sonne toll verfärben. Diesen Anblick hat man bestimmt nicht allzu oft!

2016 Irland - Cliffs of Moher

Inisheer – Aran Islands

Vor der Westküste Irlands befinden sich in der Galway Bay die Aran Islands. Drei der Inseln sind bewohnt: Inishmore, Inishmaan und Inisheer. Wir fahren zu der kleinsten, Inisheer, 300 Leute wohnen dauerhaft hier. Von Doolin fährt man nur ca. eine halbe Stunde mit der Fähre. Aber je nach Seegang kann diese halbe Stunde lang werden…

Auf Inisheer angekommen, fühlen wir uns direkt an Killarney erinnert: etliche Pferdekutschen warten hier auf Kundschaft. Aber wir bevorzugen die Stahlrosse und mieten uns direkt am Pier zwei Fahrräder. Während die Kutschen ostwärts verschwinden, fahren wir in die entgegengesetzte Richtung. Wir radeln ein Stück entlang der Küste, die sehr felsig ist. Auch im Landesinneren sehen wir vor allem: Steine. Die ganze Insel ist übersät mit hunderten oder gar tausenden Steinmauern. Das karge Land ist in unzählige kleine Parzellen unterteilt, nur in einem Bruchteil dieser Parzellen grasen mal ein paar Kühe oder Pferde. Wir witzeln, dass die Tiere an jedem Tag des Jahres auf eine andere Wiese gestellt werden können.

Sehr viel (außer Steinen) gibt es auf Inisheer nicht zu sehen. Eine angekündigte Seehundkolonie können wir nicht entdecken, lediglich ein paar Möwen halten sich an der Felsküste auf. Wir entdecken einen Gedenkstein für die Opfer, die ihr Leben auf See gelassen haben. Wir radeln durch die unendlichen Steinlabyrinthe und passieren Holy Well (eine heilige Quelle) und die  Kirchenruine Teampall Chaomháin . Auf der östlichen Seite der Insel sehen wir das Wrack des 1960 aufgelaufenen Frachters Plassey. Die Inselbewohner konnten damals sämtliche Besatzungsmitglieder des verunglückten Schiffes retten. Im Süden der Insel steht ein Leuchtturm, einen Besuch ersparen wir uns aber. Wir umrunden den See Loch Mór und statten den Überresten der mittelalterlichen Burg der O’Briens und den Resten des Ringforts Dún Formna einen kurzen Besuch ab. In einem Pub am Hafen wärmen wir uns bei einer heißen Schokolade mit den hier typischen Marshmallows wieder auf, bevor wir die Heimreise per Fähre antreten.

2016 Irland - Inisheer

The Burren – Wood Loop Walk

Der Burren National Park ist der kleinste Nationalpark Irlands. Der Begriff Burren leitet sich vom gälischen Wort Boireann ab: felsiger Ort. Und dies beschreibt die Gegend im Nordwesten der Grafschaft Clare ganz gut, denn die Landschaft ist baumlos und steinig und erinnert manche an eine Mondlandschaft.

Wir möchten einen kleinen Teil erkunden und suchen uns als Tageswanderung den Wood Loop Walk aus, eine 10 km-Runde ab/bis Ballyvaughan, wo wir die Nacht verbracht haben. Von unseren Gastgebern werden wir im Vorfeld gewarnt, dass der Weg an einigen Stellen etwas matschig sein kann.

Wir finden den Einstieg und verlassen schon nach ein paar Schritten die Straße und stehen auf der ersten Schafsweide. Das wird uns noch so manches Mal passieren, da wir immer wieder etliche Wiesen und Weiden durchqueren müssen und wir uns so manches Mal fragen, ob wir wirklich noch auf dem richtigen Weg sind…

Der Weg ist sehr abwechslungsreich und wir gehen mal auf kleinen asphaltierten Feldwegen, mal auf Schotter- oder Waldwegen, mal auch querfeldein über Wiesen, Weiden, durch das tiefste Gestrüpp der Wälder oder auch über Felsplatten. Ab und zu werden wir von Kühen oder Schafen überrascht bestaunt, wenn wir über ihre Weiden wandern. Und natürlich dürfen die obligatorischen Steinmauern auch hier nicht fehlen! Wir bleiben in der Ebene und erklimmen nicht die kargen Berghänge, die wir jedoch die ganze Zeit im Blick haben, wenn wir uns nicht durch das Unterholz kämpfen. Ein sehr schöner und abwechslungsreicher Rundweg.

2016 Irland - Burren

Clonmacnoise

Die Clonmacnoise Monastic site ist eine alte Klostersiedlung und Pilgerstätte und eine der bedeutendsten Attraktionen in den Midlands. Wir haben Glück und sind am späten Nachmittag mit nur einer Handvoll Besucher in der Klosteranlage, und wie so oft können wir uns kaum vorstellen, wie es hier zur Hauptsaison sein mag, wenn die Besucherströme über das Gelände ziehen.

Die Anlage hat übersichtliche Maße, ist aber in einem guten Zustand. Es handelt sich zwar um Ruinen, doch zwei Türme sind fast komplett erhalten, ebenso viele Kreuze, darunter wahre Kunstwerke wie z. B. das Bibelkreuz aus dem 9. Jh. mit knapp vier Metern Höhe. Von der Kathedrale und einigen Tempeln stehen die Mauern, die Dächer fehlen jedoch komplett. Das Sonnenlicht deckt die ganze Anlage in ein wunderbares Licht.

2016 Irland - Clonmacnoise

Birr bis New Ross

Das Städtchen Birr wird dominiert von der endlosen Mauer des Birr Castles, welches auch heute noch in Privatbesitz ist. Der weitläufige Schlosspark ist jedoch gegen Eintritt das ganze Jahr über zugänglich. Der Park ist aus dem 17. Jh. und mit teilweise riesigen Bäumen und über 10 m hohen Buchsbaumhecken ausgestattet, die im Guinnessbuch der Rekorde stehen. Zentraler Mittelpunkt des Parks ist ein riesiges Teleskop aus dem Jahr 1845. Der Schlossherr frönte hier seinem Hobby, der Astronomie, denn hier in den Midlands ist die Lichtverschmutzung noch nicht so groß wie im restlichen Irland. Auch heute noch finden hier regelmäßige Treffen von Astronomen statt.

Wir verlassen Birr und fahren weiter Richtung Süden. Unser nächster Halt ist Rock of Cashel, schon von weitem sehen wir die Ruine auf dem Berg thronen. Wir umrunden die Anlage erst einmal und auf der Wiese gegenüber sehen wir die Ruine der Hore Abbey. Die Zisterzienserabtei aus dem 13. Jh. ist wirklich schön, einige Bereiche sind noch gut und sogar im Original erhalten. Kurios ist die Geschichte der Abtei: ursprünglich handelte es sich um eine Gründung der Benediktiner. Als jedoch das Gerücht aufkam, dass dieser Orden dem Bischof von Cashel nach dem Leben trachtete, übergab er die Abtei an die Zisterzienser.

Wir gehen zurück zum Rock of Cashel, aber wir fanden die Abtei so schön, dass wir es nicht für nötig halten, noch 7 EUR für die Besichtigung der Stätte zu bezahlen. Stattdessen machen wir „Teatime“ in einem wirklich schnuckelig kleinem Café. Wie hier typisch, ist alles winzig klein und wie in Großmutters guter Stube eingerichtet. Die Tischchen drängeln sich aneinander, es ist gut besucht und entsprechend warm.

Anschließend fahren wir weiter bis nach New Ross. Im Reiseführer stand nicht, wie groß der Ort ist, und somit sind wir erstaunt über die Größe. Uns sind die kleinen Orte definitiv lieber… Wir schlendern noch ein wenig am Ufer des Barrow entlang, hier ist John F. Kennedy als Statue verewigt. Am 27. Juni 1963 hat Kennedy New Ross besucht, unter anderem um die Wurzeln seiner Ahnen zu besuchen, die sich bei New Ross befinden.

2016 Irland - Birr bis New Ross

Dunbrody Famine Ship

In New Ross liegt die Dunbrody vor Anker, ein Nachbau eines Auswandererschiffs aus der großen Zeit der Segelschiffe Mitte des 19. Jh.. Hier wird nachgestellt, welche Zustände während der großen Hungersnot (= famine) zwischen 1845 und 1852, als viele Iren ihre Heimat verließen, an Bord solcher Schiffe herrschten.

Wir sind die Zu Beginn die einzigen Gäste und genießen eine exklusive Privattour, später kommen aber noch zwei US-Amerikaner hinzu.

Wir starten in einer Ausstellung über die Zeit der irischen Hungerjahre, als die Kartoffelfäule für viele Ernteausfälle gesorgt hat. Die Leute konnten ihre Pacht nicht mehr bezahlen und waren gezwungen, ihr Land zu verlassen. Ein schön gemachter Kurzfilm zeigt die Geschichte einer irischen Familie, die den Entschluss fasst, nach Amerika auszuwandern.

Wir betreten nun die Dunbrody, eigentlich ein Transportschiff, welches Holz aus Kanada oder Guano aus Peru nach Irland transportiert hat. Statt leer zurückzufahren, wurden Verschläge gezimmert und Menschen nach New York mitgenommen. Die Leute der zweiten Klasse durften täglich für etwa 45 Minuten an Deck, um dort ihr Essen an einem kleinen Feuer zu kochen. Die restliche Zeit der etwa zweimonatigen Überfahrt waren sie unter Deck eingepfercht. Bis zu neun Personen haben sich eine Liegefläche von ca. 2 x 2 m geteilt. Man kann sich die Enge und den Gestank nur annähernd vorstellen. Viele Menschen waren krank und nicht wenige sind auf der Überfahrt gestorben.

Die wenigen Passagiere der ersten Klasse hatten separate Kabinen und konnten sich frei bewegen. Ihnen sowie dem Kapitän und den Offizieren wurde das Essen von einem Koch zubereitet. Es gab Fleisch (von Schweinen, die vorne an Deck gehalten wurden) oder Fisch. Wie mag den Menschen der zweiten Klasse zumute gewesen sein, wenn sie dies gerochen haben und selbst nur altes Brot und Brei essen konnten.

Je eine Frau aus der ersten und zweiten Klasse erzählen in passenden historischen Kostümen sehr authentisch und mit heftigem Dialekt von ihrem Leben an Bord. Nach der Führung können wir noch an Bord bleiben und uns in aller Ruhe umschauen. Der Besuch der Dunbrody ist wirklich beindrucken und empfehlenswert.

2016 Irland - Dunbrody Famine Ship

Hook Peninsula und südlicher Geopark

Auch der Südosten hat eine sehenswerte Halbinsel - Hook Peninsula, die in ca. 60 km umrundet ist.  Unser erster Stopp ist an der Tintern Abbey. Aber scheinbar sind wir schon Gemäuer-müde, denn diese Abbey-Ruine wirkt wie die bisherigen, die wir gesehen haben. Eine Ruine in einem schönen Umfeld. Wir verzichten auf die Besichtigung von innen und begnügen uns mit einem Rundgang von außen.

Es folgt ein kurzer Halt am Baginbun Head, das Meer tost ganz ordentlich und der Wind hat kräftig aufgedreht. Vorbei am Städtchen Slade fahren wir zum Hook Lighthouse. Dieser Leuchtturm hat eine 800-jährige Geschichte und ist der älteste in Europa noch in Betrieb befindliche Leuchtturm.

Wir machen einen kleinen Spaziergang in Slade, dort gibt es einen winzigen Hafen und ebenfalls eine Ruine eines Castles. In Templetown machen wir einen Rundgang auf einem Friedhof, wo angeblich Gräber von Tempelrittern sein sollen. Außerdem lassen wir uns im Templers Inn gegenüber hervorragende Muscheln bzw. Fish & Chips schmecken.

Die Fahrt geht weiter entlang der Küste und bei Ballyshack  kürzen wir die Strecke ab und nehmen die Fähre Richtung Westen. Wir fahren nun wieder Richtung Cork, durch Waterford hindurch und weiter entlang der Küste und Dungarvan. Wir können noch an einigen schönen Stellen halten und einen Blick auf die Küsten mit ihren Klippen und dem tosenden Meer werfen. An einer Stelle sehen wir sogar eine Art Felsbrücke mit Vögeln auf dem „Gipfel“, ein schöner Moment, denn das ist Irland!

2016 Irland - Hook Peninsula und südlicher Geopark

Cobh und Titanic Experience

Unser nächstes Ziel ist das Titanic Experience Cobh am östlichen Ufer des Cork Harbour. Die Ausstellung befindet sich in dem ehemaligen White Star Line Office-Gebäude und von dem aus 1912 120 Menschen auf die Titanic zugestiegen sind. Als Eintrittskarten bekommen wir Passagierkarten ausgehändigt mit authentischen Namen, die tatsächlich an Bord waren. Da wir noch 20 Minuten Zeit bis zum Start der nächsten Führung haben, dürfen wir schon in den Ausstellungsbereich gehen, den man sich eigentlich erst nach der Führung anschaut. Es ist ein großer Raum mit sehr vielen Infotafeln und ebenso vielen animierten Bereichen mit Texten und Videosequenzen. In vielen Bereichen kann man sogar die deutsche Sprache wählen. Es werden viele allgemeine Fakten und diverse Einzelschicksale dargestellt. Ein Modell der Titanic steht in der Mitte des Raumes.

Die Führung beginnt und ein Mitarbeiter erzählt uns einiges über die Titanic. Wir gehen von Raum zu Raum und zwischendurch gibt es immer wieder Videoeinspieler. Also wieder sehr interaktiv, das Ganze! Wir haben das Gefühl, tatsächlich Passagiere an Bord zu sein. Anfangs stehen wir am Pier und schauen auf die Titanic. Dann betreten wir das virtuelle Schiff über genau dem Balkon, auf dem 1912 die Passagiere ebenfalls gestanden haben, bevor sie die Titanic betreten haben – an unserer Stelle die Erste-Klasse-Passagiere, im Erdgeschoss die Dritte-Klasse-Passagiere. Ein Foto zeigt die damalige Szene. Nun betreten wir einen Raum, in dem eine Kabine mit Etagenbett der dritten Klasse nachgebaut ist. Die Kabine sieht durchaus komfortabler aus als die Erste-Klasse-Kabine der Dunbrody, aber da liegen auch etliche Jahrzehnte und Preisklassen dazwischen.

Nun betreten wir den Nachbau einer Erste-Klasse-Kabine, sie ist um ein Vielfaches größer und sehr edel ausgestattet. Es gibt wieder einen Videoeinspieler vom Offizier, der plötzlich erzählt, es gebe einen Zwischenfall, ein Eisberg sei gerammt worden, aber es bestehe kein Grund zur Panik. Als letzte Station betreten wir nun einen Raum, der einem Rettungsboot nachempfunden ist. Wir sehen nun aus einem Rettungsboot heraus die Videosequenz, wie vor uns andere Boote Leute aus dem Wasser holen und die Titanic immer weiter sinkt, plötzlich auseinanderbricht und dann komplett versinkt. Durch die Geräuschkulisse und die Schreie ist es sehr authentisch dargestellt. Zum Schluss erzählt ein Matrose der RMS Carpathia, die viele Leute der Titanic an Bord geholt und gerettet hat, sehr bewegend von der Lage.

Nun betreten wir die Ausstellung, in der wir schon am Anfang waren. Wir lesen noch hier und da und schauen nach, ob die Personen, dessen Passagierkarten wir haben, überlebt haben. Sie haben.

2016 Irland - Cobh und Titanic Experience

Blarney Castle

Am letzten Tag geben wir uns noch einmal die volle Dröhnung Touriprogramm und besuchen das Blarney Castle. Denn die Leute pilgern hier nicht hin, um sich das Castle anzuschauen, sondern um den Blarney Stone zu küssen, damit man angeblich sprachgewandter wird. Das wird passend vermarktet und entsprechend happig ist der Eintritt: mit 13 EUR /Person ist das hier der teuerste Eintritt unserer gesamten Reise.

Wir betreten den großflächigen Park, hier merkt man nichts von den Busladungen, da sie sich auf direkten Weg zum Castle und zum Stein machen. Sobald das Castle in unser Blickfeld rückt, sehen wir auch die Meute, die sich mit Selfieaufnahmen überschlägt. Wir möchten gerne den Turm betreten, ohne uns in die lange Schlange der Steinküsser zu stellen, aber das ist nicht möglich, es gibt nur einen Weg hinauf. Also spazieren wir erst noch weiter durch den Park und hoffen, dass die Schlange später kürzer wird. Auch vor dem Souvenirshop, wo man Fotos von der Kussszene für schlappe 10 EUR/Foto kaufen kann, ist eine lange Schlange. Die Geschäfte laufen.

Wir spazieren zum Blarney House, einem schönen Herrenhaus, welches momentan jedoch nicht von innen zu besichtigen ist. Wir gehen durch einen Farngarten mit einem Wasserfall und fühlen uns ein wenig wie im Regenwald. Viele schöne und vor allem große Bäume haben sie hier. Auch einen riesigen Rhododendron sehen wir. Für uns schön anzuschauen, aber in Irland sind diese Pflanzen mittlerweile eine Riesenplage, weil sie die ganzen einheimischen Pflanzenarten verdrängen. Sie werden seit einiger Zeit systematisch ausgerottet.

Wieder zurück beim Castle, ist die Schlange nur geringfügig kleiner geworden. Wir stellen uns dennoch an und nach anfänglichem Stillstand geht es dann doch langsam vorwärts. Wir schlängeln uns mit zig anderen Leuten die Wendeltreppe hinauf. Ab und zu zweigt der Weg in einzelne Räume ab. Oben angekommen, sehen wir schon das Steinspektakel. Der Turm ist nur im Außenbereich zu betreten und somit schiebt sich die ganze Besucherschlange automatisch am Stein vorbei. Dort stehen bzw. sitzen zwei Leute: einer bedient die große Kamera, die Fotos der Steinküsser macht, der andere sitzt neben dem Stein und gibt Hilfestellung. Da wir nun schon einmal in der Schlange stehen, machen wir nun auch das volle Touriprogramm mit und küssen ebenfalls den Stein. Wir legen uns auf den Rücken mit dem Kopf zur Außenmauer, dann müssen wir uns an zwei Griffen festhalten und zur Wand schieben. Etwas kopfüber hängen wir über einem Gitter und werden dabei festgehalten. Lippen an den Stein, den schon eine Million Leute vor uns abgeleckt haben, und schon werden wir wieder zurückgezogen. Wer sich hier wohl schon alles Herpes geholt hat… Wir beobachten noch ein wenig das Spektakel. Eine Dame stellt sich etwas unsicher an, ist dann aber mehr als froh, als sie wieder aufrecht sitzt. Die Freude ist dabei so groß, dass sie den Helfer umarmt und ihn auf den Mund küsst. :-)

2016 Irland - Blarney Castle

Kinsale

Unsere letzte Nacht verbringen wir in Kinsale. Vor zwei Wochen haben wir hier unseren allerersten Halt gemacht und das Hafenörtchen mit seinen bunten Häusern hat uns gut gefallen, außerdem sind es von hier aus nur ca. 20 Minuten Fahrt bis zum Flughafen. Das gefällt uns als letzter Übernachtungsort wesentlich besser als Cork.

Wie schon vor zwei Wochen machen wir einen kleinen Gang durch den Ort und bewundern wieder die bunten Fassaden. Wir bestellen im Pub White House Lamp Stew und Thai Curry und natürlich noch ein Guinness.

Zum Abschluss möchten wir noch einmal in einen Pub mit Livemusik, und direkt um die Ecke hören wir schon das erste Gefiedel. Wir treten ein und befinden uns mitten im Wohnzimmer – so haben wir zumindest das Gefühl. Der Raum ist klein und voll, komplett holzvertäfelt und im hinteren Bereich sitzen ungefähr sechs alte Männer mit verschiedenen Instrumenten und spielen in bierseliger Laune. Es wird munter musiziert, gesungen und geschunkelt. Der ganze Pub singt mit – ein feierfreudiges Volk, diese Iren! An einem Tisch sitzt eine Gruppe Chinesen. Auf die Frage, ob jemand anders ein Ständchen bringen will, springt eine Chinesin auf, drückt eine ganze Weile auf ihrem Handy herum und stimmt dann ein Liedchen an. Sie unterbricht sich immer wieder – liest sie etwa den Text auf dem Handy mit? Aber immer wieder fängt sie an und ist gar nicht mehr zu stoppen. Wie viele Strophen hat das Lied denn? Das müssen selbst die Iren mit ihren Handys filmen…  J Als sie fertig ist, stellen sich ihre Begleiter dazu und nun singen vier Kehlen voller Inbrunst mehr oder weniger melodisch. Danach gibt es tosenden Applaus und schnell stimmen die Musiker wieder ein Liedchen an, bevor den Chinesen noch ein neues Lied einfällt.

Es wird weiter gesungen und geschunkelt. Wir trinken aus und wechseln die Lokalität. Schräg gegenüber hören wir Gitarrenmusik und Gesang. Wir gehen hinein und sind nun in einem sehr großen Pub, der nur sehr übersichtlich gefüllt ist. Zwei ältere Männer machen hier Dönekes und begleiten sich selbst auf der Gitarre. Die Musik ist definitiv ein Kontrastprogramm zur ersten Kombo!

2016 Irland - Kinsale

Fazit

Und so endet unsere zwei wöchige Reise durch den Südwesten Irlands. Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch mit den Eseln haben wir nun natürlich sehr viel mehr vom Land sehen können. Und was für ein Land!

Maritime Örtchen wechseln sich mit ländlichen Dörfern ab. Kommt man das eine Mal problemlos zu einem flachen Strand, steht man beim nächsten Mal 300 m über dem Meer auf abenteuerlichen Klippen. Gießt es gerade noch wie aus Eimern, so scheint wenige Minuten später wieder die Sonne. Und es ist wahrlich eine grüne Insel, egal wo man hinschaut, überall saftige Wiesen und pralle Bäume.

Es war beindruckend in die Geschichte von Irland einzutauchen. Geschichte(n) von Burgen, der großen Hungersnot, der Besatzungszeit durch die Engländer, der Titanic und dem irischen Bürgerkrieg.

Irland war und ist eine Reise wert. Der Norden der Insel (inkl. Nord-Irland) wartet darauf von uns erkundet zu werden. Mal schauen, wann es dazu kommen wird.

Bis dahin verbleiben wir mit einem irischen

Slán!