Ägypten - Von Luxor nach Assuan und zurück - Eine Nilkreuzfahrt

Nach sieben Jahren Pause ist es endlich wieder soweit: wir verbringen nun zum dritten Mal eine Woche auf dem Nil! Wir sind gespannt, was sich in dieser Zeit getan hat. Vor allem, wie viele Touristen unterwegs sind und was für Auswirkungen das Ausbleiben der Touristenströme auf die Menschen dort hat, die ihre Dienstleistungen anbieten. Wird das Zugequatsche noch penetranter, wie es eh schon für uns Westeuropäer ist?

Die Revolution von 2011 (und die damit einhergehenden blutigen Aufstände) und der IS-Terror in der arabischen Welt haben dem Tourismus in Ägypten stark zugesetzt. Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes für Kairo und die Sinai-Halbinsel haben die Touristen verschreckt. Schlagartig sind viele Gäste ausgeblieben, so dass Hotels und Flusskreuzfahrtschiffe schließen mussten. Somit wurden viele der in der Tourismusbranche tätigen Ägypter über Nacht arbeitslos.

Nach einer politisch schwierigen Zeit kommt nun ein wenig Ruhe in Ägypten auf. Nach Mubarak kam die Muslimbruderschaft, dann das Militär und nun Ägyptens Ex-Militärchef al-Sisi. Reisewarnungen gelten zwar weiterhin für Kairo und den Sinai, aber sowohl Luxor und die Nilkreuzfahrtroute als auch die Badeorte am Roten Meer gelten momentan als sicher.


Unser Schiff: Jaz Jubilee

Wie kann man eine Rundreise angenehmer erleben als mit einem Schiff? Das Hotelzimmer und das Gepäck sind immer mit dabei, und somit brauchen wir in diesem Urlaub nicht aus dem Koffer leben.

Viele mögen jetzt denken, Flusskreuzfahrten sind nur etwas für alte Leute. Wenn man sich die Hauptklientel auf einem Flusskreuzfahrtschiff anschaut, sieht es auch so aus. :-) Aber gerade eine Nilkreuzfahrt hat viele Vorteile. Diese Reiseroute wird nur auf dem Fluss und nicht an Land angeboten. Man hat fast jeden Tag einen anderen Anlegeplatz und kann oftmals zu Fuß zu den Sehenswürdigkeiten gehen. Und jetzt mal ehrlich: was gibt es Tolleres, als an Deck zu stehen und die Nillandschaft vorbeigleiten zu sehen?

Unsere Reise ist als Roulette-Reise ausgeschrieben, so dass wir erst vor Ort in Luxor erfahren, welches Schiff unser Zuhause für die kommenden sieben Nächte sein wird: die Jaz Jubilee (oder auch Crown Jubilee). Es handelt sich um ein 5*-Schiff, wie fast jedes Flusskreuzfahrtschiff mit ausschließlich Außenkabinen (76 Doppel- und 4 Einzelkabinen) ausgestattet, die sich über mehrere Decks verteilen. Dazu noch ein Restaurant, eine Bar, die Lobby und das Sonnendeck mit Pool. Nach Auskunft des Schiffkapitäns ist die Jubilee etwa 10 Jahre alt.

Unsere Kabine ist recht geräumig, ebenso das Bad. Aus dem Zimmer haben wir durch das riesige Panoramafenster einen wunderbaren Blick auf den Nil und das gegenüberliegende Ufer. Die Zimmer werden jeden Tag neu hergerichtet und wie in Ägypten üblich mit verschiedensten Handtuchfiguren garniert.

Das Personal ist überall und jederzeit aufmerksam, höflich und sehr freundlich. Gerade im Restaurant verströmen die Köche jede Menge Spaß und Freude. Da verzeihen wir auch gerne, dass auf den Teller immer ein Löffel mehr aufgetragen wird, als man eigentlich möchte.

2015 Ägypten - Schiff

Luxor

Von den vorangegangenen Nilkreuzfahrten (2006 und 2007) waren wir es gewohnt, dass der Transfer vom Flughafen zum Schiffsanleger gerade mal 15 Minuten dauerte. Doch dieses Mal dauert der Transfer über 30 Minuten, was uns ein wenig überrascht. Wie wir erfahren, liegt unser Schiff nicht in Luxor, sondern ca. 30 Minuten Fahrzeit südlich von Luxor in der Nähe von El-dabiya. Die Stadt Luxor ist dabei, eine Uferpromenade zu bauen, von der man auf das Westufer schauen soll. Dabei stören die Nilkreuzfahrschiffe, so dass die meisten Schiffe aus der Stadt verbannt worden sind. Leider hat es für uns die Auswirkung, dass wir nicht einfach zu Fuß aus dem Schiff zu den Sehenswürdigkeiten am Ostufer spazieren können. Dafür benötigen wir einen fahrbaren Untersatz. Und so lernen wir Ashraf kennen.

Direkt an unserem Bootsanleger ist ein kleiner Taxistand und die Fahrer hoffen auf Touristen, die mit ihnen Touren unternehmen. Die Aussichten sind jedoch nicht sehr groß, da der Großteil der Kreuzfahrtgäste ein Reispaket auf dem Schiff gebucht hat. Darin enthalten sind die klassischen Sehenswürdigkeiten, selbstverständlich inkl. aller Transfers.
An diesem Taxistand spricht uns ein Mann an, aber überhaupt nicht aufdringlich. Wir kommen ein wenig ins Gespräch, sprechen über das Wetter und die bescheidene Lage unseres Schiffes.  Unser Gegenüber heißt Ashraf und ist Taxifahrer. Er gibt uns ein paar Tipps und wir haben ein gutes Gefühl bei ihm, so dass wir uns darauf einigen, dass er uns die Tage, die wir in Luxor sind, fahren soll. Und die nächsten Tage zeigen, dass es eine gute Wahl gewesen ist!

Ashraf fährt uns an einem Abend in die Stadt Luxor und in ein Viertel, in dem nur die Einheimischen einkaufen. Und wir sind tatsächlich die einzigen Touristen und werden von niemanden angesprochen, außer einem freundlichen „Welcome to Egypt!“ oder „Welcome to Luxor!“. Überhaupt kein Vergleich zu den touristischen Basarstraßen. Interessant ist der Kontrast (oder das Zusammenspiel?) von Tradition und Moderne. Ein einem Geschäft sind die Hidschāb (Schleier) in unterschiedlichen Ausrichtungen bis hin zur Burka zu sehen, schön auf Schaufensterpuppen drapiert. Und direkt daneben ist ein Unterwäschegeschäft mit roten Dessous – ebenfalls auf Schaufensterpuppen.

An einem anderen Abend lädt uns Ashraf zu sich und seiner Familie nach Hause ein. Seine Frau kocht für uns arabisch. Und so finden wir uns in einem Haus im südlichen Luxor wieder. Das Haus gehört Ashrafs Vater und Onkel, die je eine Wohnung bewohnen. In einer weiteren Wohnung wohnt Ashraf mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Als Gastgeschenk haben wir noch schnell unser Gepäck durchforstet und eine Taschenlampe, einen Taschenspiegel, Brausetabletten, Bonbons und ein paar Kugelschreiber gefunden.
Und was Ashrafs Frau dann zaubert, ist sehr lecker: einen gemischten Salat, eine Gemüsebrühe, Kartoffeln, Reis, Hühnchen und Rindfleisch in einer würzigen Sauce. Er erzählt uns viel von Land, Leuten, politischer Lage und seinem Alltag. Ein wunderbarer Abend!

2015 Ägypten - Luxor

Privatgräber (Tal der Noblen)

Auf der Westbank, also dem Westufer des Nils, liegt u.a. die Totenstadt Theben-West. Neben dem berühmten Tal der Könige, in dem die Pharaonen ihre Ruhestätte gefunden haben, gibt es aber noch viele weitere Gräber. Zum Beispiel die Privatgräber, bekannt auch als Tal der Noblen. Diese haben wir uns bisher noch nie angeschaut, dabei sollen dort zwar nicht so große Gräber wie im Tal der Könige liegen, dafür aber nicht weniger reich bemalt. Und es verirren sich nur sehr wenige Touristen hierhin, so dass einer ruhigen Besichtigung nichts im Wege stehen soll.

Über 400 dekorierte Gräber von Privatleuten, d.h. von Angehörigen der Oberschicht, verteilen sich über Dra Abou el Naga, Asasif, El Cocha, Qurna und Gurnet Murai, wobei die meisten der zur Besichtigung freigegebenen Gräber in Qurna zu finden sind. Interessant sind die Gräber gerade wegen der Darstellungen aus dem täglichen Leben, die oft in Bezug zur Peron des Grabinhabers, zu seinem Beruf oder seinen Ämtern stehen.

Die Tickets für den Eintritt bekommt man nicht an den Gräbern, sondern zuvor am Ticketschalter des Inspektorats. Leider gibt es kein Komplettticket für alle Gräber, sondern es gibt Kombitickets für verschiedene Gräber (in der Regel sind es drei). Wir entscheiden uns für die Gräber von Userhat, Khaemhat und Ramose.

Auf dem Gräberfeld werden wir direkt von einem (selbsternannten) Guide aufgegriffen, der uns zu den Gräbern führt – gegen Bakschisch (Trinkgeld), versteht sich (durch eine gute Beschilderung hätten wir diese aber auch selbst gefunden). Die Gräber sind alle verschlossen und werden nur für den Besucher geöffnet. So kommt also noch der Grabwächter hinzu und schließt die Gräber einzeln auf. Über allen Eingängen hängt ein Schild, dass das Fotografieren in sämtlichen Gräbern verboten ist. Das aber hält die Grabwächter nicht davon ab, das Fotografieren anzupreisen. Aber natürlich nur als Ausnahme und total geheim! Ja, ja, wir verstehen, Bakschisch lässt grüßen. Aber warum soll man auch nicht fotografieren dürfen? Wir nutzen somit die Gelegenheit, Fotos (natürlich ohne Blitz!) zu machen.

Userhet (Userhat), der Grabherr des ersten Grabes (Nr. 56), war Schreiber unter Amenophis II. Bei der Dekoration dominieren Rosa- und Rottöne. In dem farbenfrohen Grab sehen wir ein Festmahl mit Harfen- und Lautenspielern. Außerdem eine Inspektion der Rekruten, darunter Barbiere mit wartenden Kunden im Baumschatten, und einige Jagd- und Fischszenen. Eine wirklich tolle Farbenpracht.

Chaemhet (Khaemhat) war Speicheraufseher von Ober- und Unterägypten unter Amenophis III. (Grab Nr. 57). Dieses Grab ist bei weitem nicht so farbenfroh wie das vorherige. Hier dominieren eher die Reliefs, welche aber auch vielfach zerstört sind. In Nischen können wir rauchgeschwärzte Statuen des Grabherrn und seiner Verwandten sehen.

Das Grab des Ramose (Nr. 55) ist insoweit besonders, da es hier eine große Halle mit 32 Säulen gibt. Ramose war Wesir unter Amenophis III. und seinem Nachfolger Amenophis IV. Neben den Säulen gibt es großwandige Reliefs, darunter eine Szene, in der man Ramose mit seinen Töchtern und Musikinstrumenten sehen kann. Neben den Reliefs gibt es auch ein paar Zeichnungen, darunter das Begräbnis mit der Darstellung von Klagefrauen und eine Männerprozession, die Grabbeigaben tragen.

2015 Ägypten - Privatgräber (Noblen-Gräber) 1/2

Einige Tage später finden wir nach unserer Wanderung über die Thebaner Berge (Bericht siehe unten) noch einmal Zeit, uns weitere Privatgräber anzuschauen.

Das Grab von Amenemipet (Nr. 41) wurde erst am 11.01.2014 offiziell eröffnet. Daher haben wir aus unserem Reiseführer keine Information zum Grabherrn. Das Grab ist jedoch sehr geräumig mit mehreren Pfeilern und dahinter befindlichen Malereien. Beim Betreten des Grabes ermahnt uns ein herauskommender Herr, hier nicht zu fotografieren. Während wir uns dann im Grab umgesehen, kommt er nochmals auf uns zu und verlangt, unsere Eintrittskarten zu sehen. Unserem Grabwächter ist die Situation merklich unangenehm. Wie wir später erfahren, handelte es sich um den Chef der Grabanlagen. Somit war ein Fotografieren in diesem Grab bis auf wenige Fotos nicht möglich.

Sicherlich eines der schönsten Gräber (und auch schöner als viele Königsgräber) ist das Grab des Nacht (Nakht), Nr. 52. Er war Schreiber und Astronom unter Thutmosis  IV. Äußerst farbenfrohe Darstellungen von Opfergaben, Feld- und Erntearbeiten und musizierenden Frauen lassen einen erstaunen. Diese Farbenpracht ist einfach umwerfend!

Ein weiteres Highlight ist das Grab des Menna (Nr. 69). Es weist ebenso wie das Grab des Nacht viele farbenfrohe Malereien auf. Das Gesicht des Grabherrn ist ausgehackt worden, damit wollte ein Feind verhindern, dass er in der Nachwelt weiterlebt. Auch hier sehen wir wieder Erntearbeiten und Szenen zum Fisch- und Vogelfang, Männer mit Ochsen, das Totengericht und Riten vor der Mumie. Und auch hier dürfen wir wieder in einen abgesperrten Bereich, danach wird hinter uns die Erde geharkt, damit keiner die Fußspuren sieht. Die Grabwächter beherrschen ihre Show!

Abschließend führt uns der Grabwächter noch zum Grab des Cheriuf (Nr. 192). Farbige Malereien sind hier nicht zu bestaunen, vielmehr schleichen und krabbeln wir mit dem sichtlich spaßhabenden Grabwächter durch die Gänge und Räume. Es war mitunter so dunkel, dass nur eine Taschenlampe (oder ersatzweise das Handy) den unebenen Weg geringfügig ausleuchten kann. Vorsicht ist geboten, denn hier kann man sich den Kopfs stoßen, dort stolpern oder an anderer Stelle metertief in einen Schacht fallen. Höhepunkt soll wohl eine Mumie sein, die in einer der Kammern eher lieblos auf dem Felsboden liegt (ob die nun wirklich antik gewesen ist - wer weiß). Auffällig sind aber einige gut erhaltene Reliefs, auf denen die welligen Haare der dargestellten Frauen sehr filigran ausgearbeitet sind.

2015 Ägypten - Luxor - Privatgräber (Noblen-Gräber) 2/2

Arbeitersiedlung Deir el Medina

Ebenso wie die Privatgräber haben wir die Arbeitersiedlung Deir el Medina bisher noch nicht besichtigt. In dieser sehenswerten Siedlung wohnten die Künstler, Steinmetze und Maler, die für die Anlage der Königsgräber im Tal der Könige zuständig waren. Für sich selbst legten sie am Hang über ihrem Dorf „nach Feierabend“ ihre meist kleinräumigen Gräber an. Die eigentliche Siedlung ist nur noch eine Ruinenlandschaft, die Grundmauern der engen Häuser sind jedoch erhalten geblieben, manchmal sieht man sogar noch Stufen der Treppe, die in den oberen Stock führten. Neben der Siedlung und dem dazugehörigen Tempel sind nur einige Gräber zugänglich.

Wir sind die einzigen Besucher, so dass der Grabwächter wieder einmal nur für uns die Gräber aufschließt. Wir beginnen mit dem Grab Nr. 1 von Sennutem (Sennedjen). 32 Stufen führen hinunter in eine sehr kleine und niedrige überwölbte, perfekt ausgemalte Grabkammer, deren Farben tadellos erhalten sind. Unglaublich, dass diese Farbenpracht original sein soll.

Direkt nebenan liegt das Grab Nr. 359 von Inherchau (Inherka). Auch dieses erreicht man über 29 Stufen, teilweise müssen wir durch den niedrigen Gang kriechen. Die Grabkammer ist sehr eng, als weitere Besucher kommen, müssen wir uns aneinander vorbeiquetschen. Hier ist die Farbenpracht nicht ganz so gut erhalten, aber trotzdem wunderschön.

Eine weitere Sehenswürdigkeit stellt der am Rand der Siedlung stehende Deir el Medina-Tempel dar. Auf dem Fußweg dorthin versucht ein Händler verzweifelt Tonarbeiten zu verkaufen, doch wir haben kein Interesse. Armer Kerl, das ist hier nicht gerade eine hochfrequentierte Lage. Ein kleiner uriger Tempelwächter führt uns durch den Tempel. Und hier werden wir Zeuge einer häufig vorkommenden Szene:  der Tempel- bzw. Grabwächter öffnet „extra“ für den Besucher einen gesperrten Bereich. Wobei dieser Bereich zuvor durch den Wächter erst versperrt worden ist. :-) Eine Treppe ist mit einer Holzbarke versperrt. Unser Wächter guckt ganz geheimnisvoll in jede Richtung und bittet uns flugs nach oben, es soll aber ja keiner etwas mitbekommen. Absolutes Geheimnis! Die Stufen führen auf das Dach des Tempels, von dem man einen schönen Blick auf das Ramesseum hat.  Nach ein paar Fotos (auch mit ihm) müssen wir schnell und leise wieder runter, denn es soll ja nun wirklich niemand etwas mitbekommen. Nachdem er sein Bakschisch bekommen hat, fragt er, ob alles in Ordnung gewesen sei. Das können wir nur bejahen. Er fragt dies noch ein paar Mal, so dass wir vermuten, dass er sich mehr Bakschisch erhofft hat.

2015 Ägypten - Deir el Medina

Tal der Königinnen

Eine weitere Sehenswürdigkeit, die wir bei unseren bisherigen Besuchen noch nicht besichtigt haben. Auch hier das mittlerweile gewohnte Bild: wieder sind wir fast die einzigen Besucher. Die obligatorische Basarmeile auf dem Weg zum Tickethäuschen macht einen kläglichen Eindruck. Einer Reihe von Garagenbauten gleich, steht ein Souvenirladen neben dem anderen. Aber anstatt hier viele Händler ihre Waren lautstark anpreisen zu hören, sind die meisten Shops verschlossen. Nur wenige Händler kämpfen um die verbliebenen Touristen. Ein Händler kommt freundlich und unaufdringlich auf uns zu und bittet uns, seinen Laden zu besuchen. Auch er erzählt, dass die Zeiten hart sind, da nur sehr wenige Touristen kommen. Wir sagen zu, dass wir ihn im Anschluss besuchen werden.

Zuvor sind aber die Gräber der Königinnen und Prinzen dran. Da mag man sich nun fragen, wieso denn Prinzen? Heißt es nicht Tal der Königinnen? Das stimmt zwar, jedoch birgt das Tal neben den Gräbern der Königinnen eben auch die Gräber von Prinzen und Priestern.

Mit der Eintrittskarte darf man zurzeit die Gräber der Königin Tye (Titi) und der Prinzen Kha Emwaset (Khaemwaset) und Amun-Hir-Kopshef (Amen-her-khepeshef) besuchen. Das eigentliche Highlight dieses Tals ist das Grab der Nefertari, der Lieblingsfrau von Ramses II. Dieses Grab wurde aufwendig restauriert und muss mit einer unvorstellbaren Farbenpracht geschmückt sein. Dieses Grab ist jedoch bereits seit Jahren verschlossen. Selbst als es zugänglich war, war es täglich nur wenigen Besuchern gegönnt, dieses zu besichtigen. Die Eintrittskarten waren sehr kostspielig und man musste früh anstehen, um eine ergattern zu können. Vielleicht finden wir irgendwann einmal die Möglichkeit, uns das Grab anzuschauen.

Das Grab von Königin Tye (Nr. 52) verblasst im Vergleich zu denen noch folgenden Gräbern, denn die Reliefs und Farben sind stark beschädigt. Ein Grabwächter begleitet uns wieder durch das Grab, aber er fordert nicht zum Fotografieren auf.

Amun-Hir-Kopshef (Nr. 55) war ein Sohn von Ramses III. Die Malereien und Reliefs im Grab werden durch Glasscheiben geschützt, zu viele Touristen meinten in den Jahren zuvor, diese anfassen zu müssen. Durch den Händeschweiß (und wer weiß was sonst noch) wurden die Malereien schwer in Mitleidenschaft gezogen. Unser Grabwächter ist geschäftig und versucht, uns allerlei Figuren, Symbole und Tiere zu zeigen. Und das Fotografieren wird wieder angepriesen, aber selbstverständlich „total secret!“.

Das Grab von Prinz Kha Emwaset (Nr. 44) ist mit seinen frischen Farben das sehenswerteste von den drei derzeit zugänglichen Gräbern. Auch hier wieder zahlreiche Malereien, besonders schön ist die Darstellung von Osiris, den man zweifach in Sitzhaltung bestaunen kann.

Auf dem Rückweg besuchen wir noch den Händler, der uns auf dem Hinweg angesprochen hat. Er ist sichtlich erfreut, dass wir Wort gehalten haben und zu ihm gekommen sind. In seinem Shop gibt es allerlei Nippes zu kaufen wie z.B. Alabasterfiguren. Er ist wirklich nett und nicht aufdringlich, und so beschließen wir, etwas zu kaufen. Nach etwas Suchen finden wir eine Figur der Bastet (Katzengöttin) für unsere Freunde daheim. Der Händler startet mit einem Fantasiepreis. Nach langen Verhandlungen kann Denise sich mit ihm auf einen Preis einigen. Prima, also haben wir zum einen ein Mitbringsel und zum anderen eine gute Tat getan. Im Gespräch erzählt er uns noch einmal, dass die Zeiten schlecht seien. Wir sind heute seine ersten Kunden. Ins Tal der Königinnen verirren sich auch nicht viele Besucher, zum einen kann es schwer mit dem Tal der Könige konkurrieren, zum anderen führt das verschlossene Grab der Nefertari zu einem noch geringeren Besucherinteresse.

Auf dem Weg zu Ashraf und seinem Taxi spricht uns ein weiterer Händler an. Er will auch Figuren verkaufen und obwohl wir nichts wollen, geht er neben uns her und reduziert den Preis seiner Figuren im Sekundentakt. Als wir im Auto sitzen, preist er eine vergleichbare Katzenfigur (die wir kurz zuvor gekauft haben) für einen Bruchteil an. Und einen Skarabäus (allerdings aus Gips) für nur noch 10 LE (ägyptische Pfund = 1,15 EUR). Dafür nehmen wir diesen dann auch mit (als Andenken für uns).

2015 Ägypten - Tal der Königinnen

Wanderung

In Ägypten kann man wandern? Ja, kann man. Und man wird nicht erschossen? Nein, wird man nicht. Aber entführt? Nein, auch das nicht. Das sind die Fragen, die sich mit Sicherheit viele stellen, wenn sie hören, dass man in Ägypten durch die Thebaner Berge spazieren bzw. wandern gehen kann.

Bereits vor Jahren ist Mike alleine vom Hatschepsut- Tempel zum Tal der Könige gewandert. Ein heftiger Anstieg führte dabei über einen Berg, aber eine wunderbare Fernsicht auf das Niltal entschädigte ihn. Da Denise damals den Weg nicht mitgehen konnte, wollen wir es dieses Mal zusammen wiederholen. Im Internet erfahren wir, dass es auch einen Fußweg vom Tal der Könige bis zum Tempel Medinet Habu (bzw. entgegengesetzt) gibt. Leider gestattet die Polizei scheinbar nicht mehr, diesen Weg zu gehen. Auch Ashraf erzählt uns, dass der Fußweg nicht mehr möglich sei. Wir wollen es aber dennoch versuchen.

Am Hatschepsut-Tempel angekommen, wollen wir den Aufstieg vor der Basarmeile starten, jedoch hält uns ein Polizist auf und schickt uns Richtung Tickethäuschen. Dort erzählen wir unser Anliegen. Der Ticketverkäufer hält mit einem Mann Rücksprache (vermutlich ein Zivilpolizist), der es uns aber nicht gestatten kann/will.
Wieder zurück bei Ashraf, gibt er uns den Tipp, dass wir zum Parkplatz bei den Privatgräbern fahren sollen. Er kennt dort jemanden, der uns sicherlich über die Berge begleitet. Diesen Mann finden wir dann auch und können von dort doch noch den (nun längeren) Fußweg gehen.

Auf dem Weg erzählt uns der Mann, dass der Fußweg nicht mehr erlaubt sei, er aber die Polizisten kenne. Alleine würden wir zurückgeschickt werden, mit ihm hätten wir einen verlässlichen Begleiter. So klettern wir also die Hänge hoch, mit jedem Meter steigen ebenfalls die Temperaturen. Wir haben sicherlich an die 30°C in der Sonne, selbst unserem Guide wird unterwegs warm. Bei unserem Aufstieg können wir im Westen das Tal der Königinnen erkennen, ebenso Medinet Habu. Wir folgen alten Eselspfaden (wer weiß, wie viele hunderte und tausende Jahre alt diese Wege sind). Auf einmal erblicken wir das Tal der Könige. Hier ist Mike damals wieder abgestiegen, das sparen wir uns diesmal (das würde die Polizei dort mit Sicherheit auch nicht so lustig finden). Ein paar Touristen und Reisebusse sind zu sehen, aber ein Menschenansturm ist es weiß Gott nicht.
Es geht weiter und wir gelangen hinter den Tempel der Hatschepsut. Von hier oben sieht es fast wie ein Spielzeughaus aus. Nur ein paar Touristen und Reisebusse sind zu sehen, kein Vergleich zu den Jahren zuvor. Um besser sehen zu können, gehen wir ein wenig näher an die Abhänge. Unser Guide hat direkt Sorge, dass wir gleich abstürzen können, aber es ist alles gut gegangen.

Wir haben die maximale Höhe erreicht und beginnen parallel zum Hatschepsut-Tempel mit dem Abstieg. Und ehe wir uns versehen, sind wir schon wieder auf der Ebene, weit vom Tickethäuschen des Tempels entfernt. Wir gehen durch die Gräberfelder der Noblen zurück zu Ashraf, der auf uns gewartet hat. Unterwegs kommen wir noch an einer Ausgrabungsstelle vorbei, wo viele Arbeiter fleißig bei der Arbeit sind. Wer weiß, was hier noch alles vergraben liegt und nur darauf wartet, entdeckt zu werden.

Diese Wanderung ist sicherlich ein Highlight. Diese Stille auf dem Weg und die atemberaubenden Ausblicke gerade auf das Tal der Könige und Hatschepsut. Einfach toll!

2015 Ägypten - Luxor - Wanderung

Medinet Habu

Ganz im Süden von Theben West liegt der größte und besterhaltene thebanische Totentempel des Neuen Reiches, der Totentempel Ramses III., der von 1180 bis 1155 v. Chr. in der 20. Dynastie errichtet wurde. Eigentlich unverständlich, dass dieser Tempel von den meisten Reisegruppen ausgelassen wird, wo er doch in Größe und Erhaltungszustand den anderen Tempeln mindestens ebenbürtig ist.

Auf der Homepage des Tondok Verlages findet man u.a. Texte zu einem Tonführer für Medinet Habu. Leider gibt es den Tonführer nicht mehr zu kaufen, so dass Mike kurzerhand den Text selbst als mp3 eingesprochen hat. Somit können wir den Tempel mit unserem eigenen Guide im Ohr besichtigen.

Hier ist schon mehr Trubel als in den bisherigen Sehenswürdigkeiten (außer im Edfu-Tempel). Ein paar Reisegruppen sind vor Ort, ebenso eine ägyptische Schulklasse. Dennoch  wirkt der Tempel teilweise verwaist. Aufgrund des Tonführers starten wir die Besichtigung nicht am Eingang, sondern im hintersten Innern des Tempels. Wir gehen somit erst einmal komplett hindurch und anschließend Stück für Stück Richtung Eingang zurück. Durch den Tonführer erhalten wir reichlich Informationen zum Tempel und werden auf die Bedeutung von verschiedenen Malereien und Reliefs aufmerksam gemacht. Mit den Kopfhörern haben wir auch keine Probleme, uns der Tempelwächter zu erwehren, die uns „spezielle“  und von ihnen abgesperrte Sachen im Tempel zeigen möchten.

Wir schlendern bei sommerlichen Temperaturen durch das Tempelinnere und gehen auch einmal außen herum. Der Tempel ist wirklich in Teilen sehr gut erhalten und weist tolle Malereien und Reliefs auf. Einfach sehenswert!

2015 Äypten - Luxor - Medinet Habu

Ballonfahrt

Während einer Fahrt fragt uns Ashraf ob wir nicht Lust auf eine Ballonfahrt in der Westbank hätten. Na sicher, das hätten wir auch schon gerne bei den vorherigen Besuchen von Ägypten gemacht. Aber uns war immer der Preis zu hoch.
Ashraf: „Was denkt ihr, was es kosten würde“?
Wir: „Sicherlich so um die 100 EUR, zumindest wird es auf unserem Schiff für einen ähnlichen Preis angeboten.“
Ashraf: „Was sagt ihr, wenn ich euch einen Preis von 40 EUR pro Person nenne.“
Wir: „Dann sagen wir, wir sind dabei!“
Und so ist es dann auch. Ashraf hält Wort und organisiert uns zwei Plätze zur Ballonfahrt über die Westbank.

Und so werden wir am Folgetag ganz früh abgeholt und nach Luxor zum Nil gebracht. Dort geht es mit weiteren Gästen in einer Feluke auf die andere Nilseite. Mit Kleinbussen werden wir dann zum Startplatz nahe des Ramesseums gebracht. Einige Ballone sind schon aufgerichtet, andere werden gerade mit heißer Luft gefüllt. Unter den Gästen können wir auch Gäste von unserem Schiff erkennen. Also ist es egal ob man die Tour für fast 100 EUR auf dem Schiff oder für 40 EUR „auf der Straße“ bucht, die Durchführung erfolgt für alle unter gleichen Bedingungen.

Unser Ballonkapitän gibt eine kurze Anweisung wie wir uns im Korb zu verhalten haben, insbesondere bei Start und Landung. Der Korb ist in vier Teile aufgeteilt in der jeweils sechs Personen Platz haben.

Und schon geht die Fahrt los. Der Ballon gewinnt schnell an Höhe und wir können sehen wie die Sonne im Osten aufgeht. Dazu haben wir einen Blick auf das Ostufer des Nils mit Luxor und den beiden Tempeln. Auf unserer Nilseite sehen wir den Tempel der Hatschepsut, das Ramesseum, Medinet Habu und viele antike Gräber. Die Luft ist klar und die Fernsicht wunderbar, wir gelangen mitunter auf eine Höhe von 1.500 Fuß.

Nach etwa einer Stunde ist die Fahrt vorbei und wir setzen zum Landen an. In den meisten Fällen gelangen die Ballons auf das Ostufer, heute jedoch nicht. So macht sich unser Kapitän auf die Suche nach einem Landeplatz und wird in einem Zuckerrohrfeld fündig. Eine kleine Schneise genügt für unseren Korb und wir setzen besonders weich auf. Die Feldarbeiter staunen nicht schlecht, als wir da mitten zwischen ihnen aufkommen. Unsere Minibusse warten bereits auf uns um uns wieder einzusammeln und „nach Hause“ zu bringen.

2015 Ägypten - Ballonfahrt

Unterwegs

Nach den Besichtigungen in Luxor und Umgebung machen wir uns nun mit dem Nilkreuzfahrtschiff auf die Reise Richtung Süden. Die Landschaft gleitet an uns vorbei und neben einer wunderschönen Landschaft erleben mit etwas Distanz das Leben in Ägypten. So beobachten wir unter anderem Fischer bei ihrem täglichen beschwerlichen Handwerk, Kinder beim spielen oder Bauern auf ihren Feldern...

2015 Ägypten - Unterwegs

Edfu

Edfu bietet als einziges touristisches Highlight den Horus Tempel. Dieser befindet sich etwa 1 km vom Nil entfernt im Stadtinneren. Man kann es wagen, zu Fuß dorthin zu gehen, sollte jedoch die am Nil wartenden Kaleschen (Kutschen) in Anspruch nehmen. So erspart man sich das Suchen und das Diskutieren mit den ganzen  Einheimischen, was einen zwangsläufig erwartet, wenn man zu Fuß geht.

Während vor dem Tempel reges Treiben durch die unzähligen Kaleschen und Händler herrscht, findet man im Tempelinneren eine schöne Ruhe vor - jedenfalls an den Stellen, an denen keine Reisegruppen stehen. Dieser Tempel ist die einzige Sehenswürdigkeit während unseres Urlaubs, wo recht viele Besucher unterwegs sind.

Gewappnet mit unserem Buch-Reiseführer haben wir uns auf die Erkundung dieses beeindruckenden Tempels gemacht. Wie es sich für einen Tempel gehört, der einem falkenköpfigen Gott gewidmet ist, fallen zuerst die vielen Vögel und ihre Hinterlassenschaften auf. Jedoch sind die Tempelwärter bemüht, den Tempel so rein wie möglich zu halten.

Während wir im Tempel die beeindruckenden Reliefs bewundern, spricht uns eine junge ägyptische Frau an und bittet uns, ein Foto von ihr und ihrer Familie zu machen. Hier sind wir natürlich gerne hilfreich und kommen mit ihr ins Gespräch. Ihr Name ist Nerveen und sie macht mit ihrer Familie ebenfalls eine Kreuzfahrt, aber nur von Luxor nach Assuan, dann geht es mit dem Flieger wieder zurück nach Kairo. Nach Kairo haben wir es leider noch nie geschafft. Das findet sie sehr schade, rät uns im Augenblick aufgrund der Unruhen aber von einem Besuch ab. Später sollen wir sie und ihre Familie noch in Kom Ombo und Assuan treffen.

Wir haben bereits das meiste vom Tempel gesehen, es fehlen uns nur noch ein paar Kammern, als plötzlich der Strom ausfällt. Dort, wo keine Oberlichter sind, ist es nun stockdunkel. Das ist ein wenig schade, so müssen wir auf die weitere Besichtigung verzichten.

2015 Ägypten - Edfu

Kom Ombo

Während sich unser Schiff Kom Ombo nähert, können wir den Doppeltempel schon von weitem erkennen. Dieser Tempel stellt eine Besonderheit dar, handelt es sich doch um ein Doppelheiligtum, dass dem krokodilköpfigen Gott Sobek und dem falkenköpfigen Gott Haroeris gewidmet ist. Jedem Gott gehört eine Hälfte des Tempels (geteilt in der Mittelachse). Was es auf der linken Seite an Räumen gibt, gibt es spiegelgleich auch auf der rechten Seite.

Bereits 2006 und 2007 haben wir dem Tempel besucht, so dass wir uns dieses Mal mit einem kurzen Blick von außen begnügen. Um die Zeit zu nutzen, schlendern wir ein wenig entlang der obligatorischen Basarmeile. Hier werden wir (und auch die anderen Touristen) aber so massiv angegangen (man stellt sich uns in den Weg, verschiedene Shirts werden uns vor die Nase gehalten), so dass wir froh sind, diese schnell durchschritten zu haben. Außerhalb des Trubels ist es dann ruhig. Wir folgen einer Straße in Richtung Izbat Al Bayyarah, drehen aber schon nach kurzer Zeit wieder um. Hier gibt es nur ein paar kleine Shops und Wohnhäuser. Ein paar Kinder umringen uns und fassen uns und die Kamera an, wir verscheuchen sie lautstark und auch ein Mann, der in der Nähe in einem Café sitzt, spricht ein Machtwort und sie trollen sich.

Um den Basartrubel nicht noch einmal erleben zu „dürfen“, gehen wir an der Anlegestelle einfach eine „Etage tiefer“ und können parallel zur Basarmeile ungestört zurückgehen.

Vom Bootsanleger aus gehen wir wieder eine Etage höher, um nochmals den Tempel zu betrachten. Auch hier gibt es natürlich Shops, aber „oh Wunder“, niemand spricht uns an! Wir können in einem Shop in Ruhe stöbern, der Händler begrüßt uns freundlich, lässt uns aber in Ruhe. Und so kaufen wir auch direkt etwas und bedanken uns ausdrücklich für sein Verhalten. Er bedankt sich ebenfalls und erklärt, dass er seine Kollegen nicht verstehen kann, die so massiv auf die Touristen einstürmen. Seine Art wäre es jedenfalls nicht.

2015 Ägypten - Kom Ombo

Assuan

Mit dem Erreichen von Assuan ist der erste Teil der Nilkreuzfahrt abgeschlossen, denn von hier aus geht es wieder zurück nach Luxor. Zuvor hat man aber einige Zeit, um sich Assuan und seine Umgebung anzuschauen. Die typischen Kreuzfahrer besuchen den unvollendeten Obelisken, die Insel Philae, den Staudamm und machen eine Tagesfahrt nach Abu Simbel. Das haben wir ja bereits schon alles hinter uns, so dass wir auf eigene Faust auf Erkundung gehen.

Wir treffen Nerveen erneut und sie schwärmt von den nubischen Nüssen, die man auf dem Souk kaufen kann. Das nehmen wir gerne auf und machen uns auf den Weg. Vom Schiff kann man entlang der Corniche gehen und in einer der Nebenstraßen verschwinden. Hier bedarf es aber einiger Sturheit, denn natürlich wird man sofort von verschiedenen „Dienstleistern“ angesprochen. Kalesche? Taxi? Feluke? Ist man den einen los, kommt aber auch schon direkt der nächste. Ein freundliches „no thanks“ wird wissentlich überhört. Da es also meist nichts nutzt „no“ zu sagen, kommen Alternativen ins Spiel. Die lustigste Variante ist mit dem potenziellen „Schlepper“ auf Deutsch zu kommunizieren. Man wird ganz verwundert angeschaut, ganz besonders wenn der deutsche Dialog einfach fortgeführt wird und man über das schöne Land, das schöne Wetter und die netten Menschen schwadroniert. Der „Schlepper“ bleibt irritiert und versucht es noch ein paar Mal auf Englisch, lässt dann aber irgendwann von einem ab (eigentlich schade, denn es hat gerade angefangen Spaß zu machen).

Vor dem Souk besuchen wir den Ferial Garden, in direkter Nachbarschaft zum Hotel Old Cataract. Der Besuch des Botanischen Gartens kostet zwar einen geringfügigen Eintritt, aber dafür hat man im Schatten seine Ruhe und den gleichen wunderbaren Blick auf den Nil und die Insel Elephantine wie vom Old Cataract.

Danach geht es in den Souk. Hier gibt es wirklich alles zu kaufen, (gerade) was das Touristenherz begehrt: Textilien, Gewürze, Papyrus und sonstiger Nippes. Bei einem Gewürzhändler werden wir fündig und kaufen ein paar Nüsse, sowie Tee und Gewürze. Wir sind ein Heidengeld losgeworden und sind schwer überzeugt, kräftig über den Tisch gezogen worden zu sein. Was soll‘s…

2015 Ägypten - Assuan - Stadt

Insel Sehel

Etwas südlich von Assuan liegt die Insel Sehel. Auf dieser Insel soll es die bekannte Hungersnot-Stele geben. Diese Stele berichtet von einer siebenjährigen Hungersnot ca. 2650 vC. Eigentlich wollten wir mit dem Taxi zum Nubierdorf El Mahatta und von dort mit dem Ruderboot zur Insel übersetzen, aber kaum haben wir unser Schiff verlassen, werden wir auch schon von einem Felukenkapitän aufgegriffen. Und was kann es schöneres geben, als den Nil mit einer Feluke zu erkunden. Also beginnt das Gefeilsche. Wir brechen mehrfach das Gespräch ab und gehen weiter und jedes Mal kommt der Kapitän wieder und geht mit dem Preis runter. Schlussendlich können wir uns einigen und die Fahrt kann losgehen. Jedenfalls war so der Plan. Durch eine permanente Windflaute sitzen wir fast 30 Minuten in der Feluke und kommen nicht voran. Das Boot treibt mal ein wenig nach vorne, mal eine wenig wieder zurück. Uns kann es egal sein, wir haben ja Urlaub. Wie gut, dass wir den Weg (zur Insel und zurück) ausgemacht haben und keine Zeit!!  :-)

Dem Kapitän reicht es dann irgendwann und er ruft einen Kumpel an, der uns mit seinem Motorboot aufgreift. Somit geht die Fahrt nun lauter, dafür aber bewegt weiter. :-)

Vorbei an der Insel Elephantine durchfahren wir einige Stromschnellen und folgen dem Nil. Es ist ein wundervoller Ausflug mit tollen Ausblicken. Als wir die Insel Sehel erreichen, werden wir auch direkt von einem älteren Herrn in Empfang genommen, der uns zur Hungerstele bringen wird. Das Gelände ist eingezäunt und wir scheinen die einzigen Besucher zu sein. Ein Guide zeigt uns das Gelände und macht uns auf die verschiedenen Steinzeichnungen aufmerksam. Ähnlich den Hyroglyphen und Reliefs in den Tempeln, sind diese auf Felsen eingezeichnet. Wir erklimmen einen kleinen Berg und erreichen die Hügelspitze. Hier oben thront die Hungersnot-Stele. Erzählt wird von einer langen Hungersnot und wie diese (natürlich durch Hilfe der Götter) beendet werden konnte.

Auf dem Rückweg zu unserer Feluke gehen wir noch durch das angrenzende nubische Dorf. Die Menschen hier sind alle sehr freundlich und unaufdringlich, so dass wir unbehelligt spazieren gehen können. Unglaublich, aber wir sind hier in einer völligen Ruhe, dabei ist das laute Assuan nicht allzu fern.

2015 Ägypten - Sehel

Das Westufer

Während Assuan am Ostufer des Nils liegend lebendig und mitunter auch laut auf den Touristen wirken kann, stellt sich das Westufer komplett gegensätzlich dar. Dies konnten wir bereits in einer unserer vorherigen Reise erleben und freuen uns schon auf einen erneuten Besuch der Westseite. Statt wie damals mit der Autofähre überzusetzen, wählen wir diesmal die Personenfähre gegenüber dem Bahnhofsplatz. Wir wissen, dass der Preis für eine Überfahrt bei  1 Pfund liegt, dennoch ist man ja höflich und fragt sicherheitshalber nach. Zwei Männer sitzen am Fähranleger und nehmen die Fährgelder an. Auf unsere Frage bekommen wir die Antwort „Yes“. Als wir die 2 Pfund für uns beide hinlegen, sagt uns einer der Männer, es würde 5 Pfund pro Person kosten. Okay, der will uns also verarschen, ist unser einziger Gedanke. Wir antworten ein „No, thanks“ und drehen uns um. Das hat wohl der Schiffsführer mitbekommen und einem der Männer etwas zugerufen. Dieser ruft uns hinterher, wir sollen bitte zurückkommen. Was jetzt sei, fragen wir. Die Fahrt kostet einen Pfund, lautet die Antwort. Aber gerade eben noch sollte es 5 Pfund kosten. Das wäre ein Versehen gewesen, heißt es prompt. Eigentlich sind wir ja ruhige und besonnene Menschen, aber an diesem Punkt war es einfach zu viel. In einer passenden Lautstärke (damit es auch die Umliegenden mitbekommen) haben wir dem Mann klar gemacht, dass wir sehr wohl wissen, dass er uns angelogen hat. Nein, er habe nicht gelogen, er habe sich nur vertan. Nix da, erwidern wir, du sitzt hier den ganzen Tag und weißt ganz genau, was eine Überfahrt kostet. Du bist der Grund, warum die Menschen nicht mehr als Touristen nach Ägypten kommen, weil Menschen wie du uns übers Ohr ziehen. Fragt uns zu Hause jemand, wie unser Urlaub gewesen ist, sagen wir toll, aber fahrt bloß nicht nach Assuan. Da sitzt ein Mann und lügt dich an und bestiehlt dich um dein Geld. Nun wird unser Gegenüber immer kleiner und entschuldigt sich mehrfach. Abgenommen haben wir ihm die Reue jedoch nicht.

Wir zahlen also 1 Pfund pro Person und nehmen in der Fähre Platz. Denise sitzt im vorderen Teil des Bootes mit den anderen Frauen, es ist nicht erwünscht, dass sich Männer und Frauen den gleichen Bootsabschnitt teilen. Auf der Fähre setzt sich ein Mann zu Mike. Er wohne auf der anderen Seit und entschuldigt sich für seinen Landsmann. Nicht alle Menschen sind so, das werden wir auf der anderen Nilseite schon erleben.

Am anderen Ufer angekommen, gehen wir direkt zum Ticketschalter der Felsengräber. Die Gräber möchten wir uns gar nicht anschauen, sondern den Hügel hoch zur Kuppelruine des Sheikh-Grabes Kubet el Hauwa. Dieses darf man aber ebenfalls nur mit einem Ticket besuchen. Wir haben aber Glück und brauchen nur den halben Ticketpreis bezahlen.

Nach einem kurzen und schönen Aufstieg sind wir auch bei der Kuppelruine. Die Ruine selbst ist sehr unspektakulär, dafür besticht die Lage aber mit einem spektakulären Ausblick auf Assuan und den Nil. Neben uns ist hier nur eine Familie aus Kanada, die gerade aus Kenia gekommen war.

Nach einem kurzen Picknick verlassen wir den Hügel und gehen in das anliegende nubische Dorf direkt am Nilufer. Und hier ist es wirklich, wie der Mann auf der Fähre erzählt hat (und wie wir schon auf der Insel Sehel erleben konnten): alle Menschen haben freundlich gegrüßt und keiner hat nach Bakschisch gerufen. Den Anblick der bunten Häuser und malerischen Gassen kann man einfach nur genießen. Als wir ein Haus passieren, vor dem ein paar Männer sitzen, werden wir spontan begrüßt „Welcome to Aswan!“ und gefragt, woher wir kommen. Es bildet sich ein kleines Gespräch und prompt werden wir auf einen Tee eingeladen. Unser Gegenüber spricht als einziger Englisch, da er auch schon auf den Nilkreuzfahrtschiffen gearbeitet hat. Jetzt ist leider nicht viel los. Dafür organisiert er aber Touren mit Kamelen durch die Wüste. Die ganze Situation ist so angenehm und unaufdringlich, das entschädigt für die Fährgeschichte zu Anfang. Wir bedanken uns für den Tee und die angenehme Zeit und verlassen die Männer Richtung Fähre. Als wir dort nicht nach dem Preis fragen, sondern zwei Pfund auf den Tisch legen und weitergehen, gibt es eine kurzes Raunen beim „Ticketmann“, aber dann ist Ruhe. Dem hätten wir auch noch den Marsch geblasen, da hätte er sich darauf verlassen können …

2015 Ägypten - Assuan - Westseite

Esna

Bereits auf dem Hinweg nach Assuan mussten wir die Schleuse von Esna passieren. Und wieder einmal konnten wir den Unterschied zu den Vorjahren sehen. Mussten wir mit unserem Schiff in den Jahren 2006 und 2007 mehrere Stunden warten, bis die Einfahrt in die Schleuse möglich war (wir mussten uns hinter die anderen wartenden Schiffe einreihen), so konnten wir dieses Mal direkt einfahren. Das bedeutet aber auch für die Händler vor Ort eine Umstellung. Mit ihren Ruderbooten kamen sie früher an die vor der Schleuse wartenden Schiffe herangerudert und priesen lautstark ihre Waren an. Jetzt warten sie schon weit vor Esna und machen während der Fahrt am Kreuzfahrtschiff fest und lassen sich bis zur Schleuse ziehen. Dabei preisen sie ihre Waren an und werfen diese in Tüten gepackt (damit sie ja nicht nass werden) in einem gekonnten hohen Bogen auf das Schiffsdeck. Der interessierte Tourist kann nun die Galabea, das Handtuch oder den Teppich begutachten. Dann geht es ans Feilschen und schlussendlich gelangt das Geld in der gleichen Tüte wieder runter zum Händler. Und all das, während das Schiff fährt!

Und wenn das nicht ausreicht, fahren sie mit ihren Ruderbooten mit in die Schleuse und hoffen auf weitere Geschäfte. Da bekommt man schon ein wenig Sorge, dass diese Nussschalen durch die großen Schiffe zerdrückt werden könnten. Aber scheinbar geht es immer gut.

Erst auf dem Rückweg machen wir in Esna Halt. Nicht nur, um die Schleuse erneut zu passieren, sondern auch um den Tempel von Esna zu besuchen. Anders als in Edfu bedarf es hier keiner Kutsche, sondern man kann die wenigen Meter zum Tempel gut zu Fuß gehen. Entweder direkt und somit durch die obligatorische Basarmeile oder über umliegende Gassen. Das hat zum einen den Vorteil, dass man sich ein wenig die Füße vertreten kann, zum anderen, dass man mal abseits der Touristenströme unterwegs ist und ein wenig vom alltäglichen Leben der Ägypter mitbekommt. So sehen wir alte Kutschen, Nähereien, Teppichfabriken sowie schmuckvolle Türen und schmucklose Hinterhöfe. Und dann öffnet sich vor uns der Boden und wir erreichen den Tempel, der mittlerweile 9 m unterhalb des Straßenniveaus liegt. Vom Tempel ist nur noch eine Vorhalle übriggeblieben, zu der man eine Treppe herabsteigen muss. Wir begnügen uns mit einem Blick von oben.

Nebenan ist eine Basarmeile, in der aber nicht viel Leben herrscht. Bei einem Händler kehren wir ein und Denise begutachtet ein paar Tücher. So ganz handelseinig werden wir uns leider nicht, der Händler hat seine Betragsgrenze scheinbar erreicht. So verlassen wir seinen Laden ohne Einkäufe. Auf dem Schiff ärgern wir uns ein wenig, dass wir nicht doch zugegriffen haben (der Preis schien ja nun wirklich der passende gewesen zu sein und woanders geht das Gefeilsche wieder von vorne los) und so gehen wir noch einmal zurück und kaufen die Tücher.

2015 Ägypten - Esna

Fazit

Und wieder haben wir einen sehr schönen, ereignisreichen, aber auch entspannten Urlaub erlebt! Wir haben Bekanntes wiedergesehen, Neues erlebt und wieder ein bisschen mehr Land und Leute kennenlernen dürfen.

Wir haben einerseits den Pauschaltourismus „Kreuzfahrtschiff“ gehabt, andererseits die Individualität unserer selbständigen Ausflüge. Wir haben uns auf unserem 5-Sterne-Schiff von vorne bis hinten verwöhnen lassen. Das Schiff und unsere Kabine waren top, das Essen super und die Leute an Bord jederzeit gut gelaunt, zuvorkommend und immer für einen Spaß zu haben.

Es war nicht zu übersehen, dass der Tourismus in Ägypten zurzeit in einer Krise steckt. Unser Schiff war zu 60 % belegt, wir haben unterwegs sehr viele Schiffe gesehen, die als Wrack vor Anker lagen, und die Schiffe, die in Betrieb waren, waren teilweise nur mit einer Handvoll Leute belegt. Die Basarmeilen an den Anlageplätzen und vor den Tempeln und Gräbern waren größtenteils verwaist. Die paar Händler, die immer noch ausharren, kämpfen teilweise um ihre Existenz und sind somit entsprechend penetrant und aufdringlich. Kaum tritt man auf die Straße, wird man bedrängt, und ist man den einen los, warten fünf andere. Hierbei ist uns jedoch nicht aufgefallen, dass die Art der „Belästigung“ öfter war als bei unseren letzten Nilkreuzfahrten – teilweise jedoch aggressiver.

Es ist schade, wenn man mühselig einen Preis verhandelt hat, und hinterher gehen die Diskussionen wieder von vorne los, weil es doch zu niedrig ist.

Aber wir haben auch wieder wunderschöne Begegnungen mit tollen Menschen gehabt. Unser Besuch auf der Insel Sehel nahe Assuan hat uns sehr gut gefallen. Sehr nette und zurückhaltende Menschen und eine schöne Führung über die Insel. Alle Gasthäuser sind mittlerweile geschlossen – es verirren sich nur noch ca. 20 Touristen pro Monat hierhin – jammerschade!

Wir spazieren Abends durch ein Nubierdorf und werden spontan zu einer Tasse Tee eingeladen. Und in Luxor lernen wir Ashraf kennen, der früher einen Shop im Hotel Winterpalace hatte und Papyrus bemalt hat. Als die Touristen wegblieben, hat er schweren Herzens seinen Shop aufgegeben und fährt seitdem Taxi. Er hat uns in Luxor sowohl am Anfang als auch am Ende unserer Reise jeden unserer Wünsche erfüllt, hat uns überall hingefahren, wo wir hinwollten, und uns auch viele Sachen vorgeschlagen, die wir noch nicht kannten. Er ermöglichte es uns, doch noch eine Wanderung über die Berge zu machen, obwohl es offiziell mittlerweile verboten ist. Er hat uns das Viertel gezeigt, wo sich nur die Ägypter aufhalten, und wir durften feststellen, dass man durchaus in Ägypten schlendern und „bummeln“ und schauen kann, ohne angequatscht zu werden. Und an unserem letzten Abend hat er uns zu sich nach Hause eingeladen. Wir durften sehen, wie er lebt, seine Familie kennenlernen, landestypisch essen und viel von Land, Kultur und Politik erfahren.

Wir kommen zurück mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen. Und bestimmt kehren wir bald wieder zurück – inshallah!

2015 Ägypten - Fazit