Ecuador, Galapagos und Atlanta - zu Besuch im letzten Paradies auf Erden

Das letzte Paradies auf Erden, dass soll Galapagos sein. Für uns ist es schon lange ein Traum dort hinzureisen, jedoch sind die Preise für eine Reise zu den Galapagos-Inseln exorbitant. Der Zufall will es aber, dass in der örtlichen Tageszeitung ein Reisebericht über Ecuador erscheint. Der Artikel selbst ist nicht so umwerfend, jedoch erfolgt dort ein Hinweis auf einen deutschen Reiseanbieter in Ecuador, der individuelle Touren plant.

In der folgenden Zeit schauen wir nach Reisezielen und überlegen, wieder nach Sri Lanka zu fliegen oder irgendwo sonst im asiatischen Raum unterzukommen. Dabei fällt uns wieder der Artikel aus der Zeitung ein und wir kontaktieren einfach den deutschen Reiseanbieter in Ecuador. Und dann bekommen wir ein Angebot, dass sich sehen lässt: Ecuador mit Quito, dem Andenhochland und sogar dem Amazonas. Und als Krönung noch drei Galapagosinseln. Und alles zu einem echt tollen Preis! Da brauchen wir nicht lange zu überlegen und buchen direkt die Reise! Direktflüge von Deutschland nach Ecuador gibt es leider keine, immer ist ein Zwischenstopp enthalten. Mit Delta finden wir ein passendes Angebot und fliegen über Atlanta nach Quito. Auf dem Rückflugg sollen wir leider elf Stunden Aufenthalt in Atlanta haben. Doch für den gleichen Flugpreis haben wir die Option, in Atlanta zu bleiben und erst drei Tage später nach Deutschland zu fliegen. Wenige Woche vor dem Urlaub nehmen wir noch an einem Spanisch-Crash-Kurs über eine Woche teil – sicher ist sicher.

Und Ende November 2013 machen wir uns dann auf eine unvergessliche Reise …


Quito

Unsere ersten Tage in Quito sind auch unsere Eingewöhnungstage in Ecuador. Einerseits befinden wir uns hier auf 2.800 Hm, andererseits kämpfen wir mit dem Zeitunterschied von sechs Stunden. Um 21:00 Uhr sind wir hundemüde, um 06:00 Uhr hellwach.

Unser Hotel befindet sich sehr zentral in der Altstadt Quitos. Am ersten Morgen findet auf der Plaza de la Independencia nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt eine Parade statt, die wöchentliche Wachablösung vor dem Präsidentenpalast. Der Präsident von Ecuador hat seinem Volk vom Balkon aus zugewunken. Zuvor haben sich die Absolventen einer Polizeischule zu einem Gruppenfoto aufgestellt. Es waren ebenfalls viele Demonstranten vertreten, einerseits für eine Gesundheitsreform, andererseits für bessere Frauenrechte. Danach haben wir weiterhin die Altstadt erkundet, ein paar Kirchen besucht und einfach das Treiben rund um uns herum aufgesogen.

Wir kämpfen uns hier tapfer durch die spanische Sprache – englisch wird kaum gesprochen. Aber es geht prima, wir werden immer satt (auch wenn wir nicht immer wissen, was wir essen…) und haben überall hingefunden. Aber die Sprachbarrieren sorgen für viel Heiterkeit – auf beiden Seiten!!

2013 - Ecuador - Quito

Wir sind auch mit der Seilbahn TelefériQo auf den Hausberg Quitos, den Pichincha gefahren. Die Bergstation liegt auf 4.100 Höhenmeter. Der Gipfel liegt noch einmal 700 m höher. Die Sicht ist aber leider nicht sehr gut, die Wolken hängen tief, so dass wir nur zeitweise einen Blick auf Quito werfen können. Hier merkt man schon ordentlich die Höhenluft. Solange man in der Ebene unterwegs ist, ist es kein Problem, aber sobald es nur leicht bergan geht, bleibt einem schnell die Luft weg. Es ist schon enorm anstrengend in dieser Höhe.

Wir haben auch Mitad del Mundo, die „Mitte der Welt” besucht. Das Monument mit einer großen Weltkugel soll direkt auf dem Äquator liegen, aber da wurde sich wohl etwas verrechnet. In Zeiten von GPS hat sich herausgestellt, dass sich der wahre Äquator etwa 240 m nördlich des Monuments befindet. Alle Besucher, welche sich täglich breitbeinig über die rote Linie beim Monument hinstellen, um auf beiden Hälften der Erde zu stehen, sind demnach 240 m zu weit südlich und stehen mit komplettem Körper auf der Südhalbkugel.

Wir gehen jedoch diese 240 m zum wahren Äquator, also dem Breitengrad 0. Hier befindet sich ein wirklich sehr schönes und informatives Museum. In einer geführten Tour erfahren wir einiges über die Umgebung, die Ureinwohner und die Tierwelt Ecuadors. Außerdem werden einige Tests zum Thema Äquator durchgeführt. So dreht sich beispielsweise das Wasser auf der Äquatorlinie nicht, wenn man aus einer Wanne Wasser ablässt. Nur einen Meter davon entfernt, bildet sich ein Strudel – südlich des Äquators im Uhrzeigersinn, nördlich umgekehrt. Ebenso kann man auf der Äquatorlinie nicht mit geschlossenen Armen geradeaus gehen. Die Gravitation versucht einen immer, nach links oder rechts zu ziehen.

2013 - Ecuador- Pichincha und Mitad del Mundo

Otavalo und Cotacachi - die nördlichen Anden

Unser nächster Reiseabschnitt führt uns in das Andenhochland Ecuadors, nach Otavalo und die nähere Umgebung. Wir leben bei einer Familie der Otavaleños, der Hochlandindianer. Sie leben noch sehr traditionell, aber auch die westliche Kultur ist hier vorhanden. Somit haben sie teils ihre traditionelle Tracht, teils westliche Kleidung an, aber auch aus der traditionellen Tracht wird ein Handy herausgezogen …

Wir lernen den Tagesablauf der Otavaleños kennent und sehen auch viel von der traumhaften Gegend des Hochlandes. Wir sehen in mehreren Wanderungen heilige Orte, Wasserfälle und wandern um den Cuicocha, die Meerschweinchenlagune, die sich in einem erloschenen Vulkan gebildet hat. Die beiden bewaldeten Inseln in der Lagune sind Lavadome. In über 3.000 Hm noch etliche hundert Höhenmeter wandern zu müssen, da wird die Puste schon extrem knapp …

Im nördlichstem Nationalpark Ecuadors nahe der Grenze zu Kolumbien, dem El Ángel Ecological Reserve, gibt es eine fantastische Landschaft zu bestaunen: auf 60.000 Hektar wachsen Millionen Mönchsgewächse, bis zu fünf Meter hoch. Diese Pflanzenart gibt es außer in Ecuador nur an drei anderen Orten der Welt. Sie wachsen drei cm pro Jahr – also kann man sich ausrechnen, wie alt die Pflanzen teilweise sind. Wälder von Mönchsgewächsen, soweit das Auge reicht – sowas haben wir noch nie gesehen.

Und auch nur hier in Ecuador gibt es einen Ort, wo am Äquator Schnee zu finden ist: der Vulkan Cayambe liegt mit 5.790 m direkt auf dem Äquator und wir haben das Glück, auf unserer Fahrt zurück nach Quito sehr gute Sicht auf den schneebedeckten Gipfel zu haben – oft ändert sich hier das Wetter in Minutenschnelle und ein Gipfel, der jetzt noch gut zu sehen ist, ist kurze Zeit später schon in den Wolken verschwunden.

Wir besuchen einheimische Märkte, wo kaum ein Tourist anzutreffen ist. Wir sind z. B. auf einem Tiermarkt, wo alles an Tieren verkauft wird: Kühe, Schweine, Meerschweinchen, Kaninchen, Hühner, Küken, Hunde, Katzen, … für unsere Augen teilweise recht befremdlich.

Die Leute hier sind sehr zurückhaltend, aber extrem freundlich und nach einer “Eingewöhnungsphase” auch durchaus neugierig. Wir haben während unseres gesamten Aufenthalts kein lautes oder böses Wort gehört. Nur laute Musik, denn feiern können sie hier bis tief in die Nacht!

Wir bekommen auch viel von den alten Traditionen mit: so sehen wir, wie mit Schilf geflochten und gewebt wird, wie aus Samen Ketten hergestellt werden und Wolle gesponnen und weiterverarbeitet wird. Außerdem erklärt und demonstriert uns eine Hebamme ihre Arbeit. Einiges gleicht unseren Praktiken, anderes ist ganz anders als bei uns. Ein Schamane erklärt uns die Bedeutung der Heilpflanzen und Denise unterzieht sich auch bei ihm einem Reinigungsritual – und „riecht“ danach nach Kräutern, Rauch und Schnaps.

Sehr schön ist auch eine Zugfahrt durch das Hochland. Es ist schon irre, in welchem Zickzack die Straßen hier und natürlich auch die Schienen verlegt werden müssen durch die vielen Berge und Schluchten.

Alles in allem ist es eine wundervolle Mischung von Natur und Menschen.

2013 - Ecuador - Cotacachi

Cuyabeno - das Amazonasgebiet

Nachdem wir eine Woche auf durchschnittlich 3000 Meter Höhe verbracht haben, hat uns ein halbstündiger Flug in das Oriente, das Amazonasgebiet, auf 140 Hm katapultiert – allerdings mit 90-95% Luftfeuchtigkeit. Unser Kreislauf hat hier also ordentlich zu tun!

Nach 1 ½ Stunden Taxifahrt zum Flughafen, dem Flug, einer zweistündigen Busfahrt und schließlich einer dreistündigen Fahrt mit einem Motorkanu waren wir da: in der Siona-Lodge, einer kleinen Lodge mitten im Dschungel im Gebiet der Siona-Índigenas, der Ureinwohner des Oriente.

Die Fotos können gar nicht wiedergeben, wie es wirklich ist, hier Tag und Nacht zu verbringen, stundenlang durch die verschiedenen Flussarme zu fahren, diese 24h-Geräuschkulisse um sich zu haben und spektakuläre Sonnenauf- und –untergänge zu sehen, während die rosa Flussdelphine ihre Runden um das Kanu drehen. Im Dunkeln mit einer Taschenlampe bewaffnet, legt man nur ein paar Meter im Busch zurück und sieht Unmengen an Insekten, Amphibien und Reptilien. In unserer Lodge gibt es mehrere “Haustiere”: die Taranteln sind riesig, aber ungefährlich, während die Bananenspinne die tödlichste Spinne der Welt ist – auch für den Menschen.

Wir wandern mehrere Stunden durch den Oriente, neben der Kamera und der Flasche Wasser sind auch immer die Gummistiefel und der Regenponcho dabei, denn schließlich befinden wir uns im Regenwald. Und alle Achtung – kann das hier schütten! Die Sachen trocknen irgendwann gar nicht mehr, alles ist dreckig und feucht und klamm. Somit freuen zurück in Quito nicht nur wir uns auf eine ordentliche Dusche, sondern vor allem auch unsere Wäsche!

Im Hochland herrscht zum Ende der Regenzeit Wassermangel, daher haben wir dort die Eimerdusche genutzt (Afrika lässt grüßen). Im Oriente reicht das (kalte) Wasser auch kaum aus, den Schmierfilm aus Sonnencreme, Mückenschutz und Schweiß vom Körper zu waschen.

Auf unseren Bootstouren können wir sehr viele Tiere sehen – bzw. unser Guide und der Bootsführer sehen sie. Wahnsinn, was für einen Blick die haben! Plötzlich wird das Paddel erhoben, der Motor gedrosselt, und dann erklären sie uns eine gefühlte Ewigkeit, welches Tier sich gerade wo befindet. Die am häufigsten gestellten Fragen lauteten: “Was? Wo?? Ich seh´ nix!!! Ach – DAAAA!!!” Unzählige Vögel aller Art, Schmetterlinge und Affen sind zu sehen, auch Faultiere tummeln sich in den Baumwipfeln. Bei einer Nachtfahrt, in der wir alle mit Taschenlampen bewaffnet das Wasser und die Bäume ableuchteten, können wir die Augen der Kaimane (sie sind hier bis zu vier Meter lang) rot blitzen sehen, und wir haben sogar das Glück, tagsüber eine acht Meter lange Anaconda in ihrem Schlafplatz, einem ausgehöhltem Baumstamm, aufzustöbern – aber gottseidank nicht aufzuschrecken!

Wir besuchen auch ein indigenes Dorf, helfen bei der Herstellung von Maniokbrot (von der Ernte der Maniokwurzeln über das Schälen, Säubern, Reiben, Entwässern, Sieben bis zum Backen und natürlich Verkosten!) und erfahren auch hier von einem Schamanen viel vom Leben der Sionas und den Heilpflanzen.

Und nicht nur die Tage, auch die Nächte sind stets erfüllt von den Geräuschen des Dschungels, dem Froschgequake, Grillengezirpe, Vogelgezwitscher, Zikadenbrummen, Affengebrüll, …

2013 - Ecuador - Cuyabeno

Galapagos

Von allen, die wir vorher in Ecuador auf dem Festland treffen, hören wir immer: “Galapagos, da habt ihr noch ein echtes Highlight vor euch. Freut euch drauf!” Also sind wir mit hohen Erwartungen dort angekommen, und wir können nur sagen: die Erwartungen sind noch übertroffen worden!!

Es ist einfach fantastisch dort – ein Highlight jagte das nächste. Nur vier der insgesamt 13 größeren und über 100 kleineren bis winzigen Inseln des Galapagos-Archipels sind bewohnt, und wir sind auf drei von ihnen.


San Cristóbal

Unser erster Aufenthalt ist auf San Cristobal. Dort findet man die mit Abstand größte Kolonie von Seelöwen. Egal, ob man sich auf einem menschenleeren Strand befindet, auf einem Strand mit lauter Menschen oder auch mitten in der Stadt – wirklich überall sind die Seelöwen anzutreffen. Am schönsten ist es natürlich, sie in der Natur zu beobachten. Aber sie auch mitten im Stadttrubel direkt zwischen all den Menschenmassen zu sehen, wie sie die Parkbänke, Parkplätze etc. belagern, ist schon ein Erlebnis.

Aber das absolute Highlight der Reise ist eindeutig ein Schnorchelausflug zum Leon Dormido, eine Insel vor San Cristobal. Es ist einfach nur ein steiler Felsen im Meer, der nicht betreten werden kann. Wir sind hier vom Boot aus ins Wasser gesprungen, und was uns da unter Wasser empfängt, ist wirklich einzigartig. Aufgrund der verschiedenen Meeresströmungen gibt es zwar keine Korallen, aber trotzdem ist der Felsen übersät mit unzähligen Seesternen, Seeigeln und viele viele kleine Fische tummeln sich in den Nischen. Kaum im Wasser, sehen wir direkt eine Gruppe von sechs Hammerhaien, die unter uns hindurch schwimmt. Das muss wohl wirklich selten sein, denn unser Guide wird sofort ganz aufgeregt, als wir ihm davon berichten und sucht sie unter Wasser, aber da sind sie schon weitergezogen.

Wir schwimmen minutenlang mit mehreren Meeresschildkröten, die gemächlich ihre Kreise drehen. Fische in allen Größen und Farben sind um uns herum. Und kaum schaut man einmal zur Seite, taucht ein Seelöwe direkt neben uns und beäugt uns genauso neugierig wie wir ihn. Ein wirklich riesiger Schwarm an Fischen ist unter und um uns. Es ist schon irre, wenn man die Richtungswechsel aus nächster Nähe beobachten kann bzw. man selbst mitten drin ist und auch selber mal durch den Schwarm schwimmt und er sich vor einem teilt und hinter einem wieder schließt. Und zum Abschluss schwimmen wir noch durch einen Kanal zwischen den Felsen hindurch, am Grund in etwa 20 m Tiefe ruhen eine Unmenge von Galapagos-Haien, schätzungsweise 40-50 Stück.

Leider hat unsere extra für diesen Urlaub gekaufte Unterwasserkamera ihren Geist aufgegeben, da direkt Wasser ins Gehäuse gelaufen ist. Na super – wir haben uns tierisch geärgert! Aber abends im Hotel bekommen wir mit, dass ein anderer Gast an genau diesem Felsen getaucht ist und wir bitten ihn, uns doch ein paar Fotos auf den Stick zu packen, was er auch macht. Vielen Dank noch einmal! Somit haben wir doch noch ein paar schöne Andenken an die fantastische Unterwasserwelt.

2013 - Ecuador - San Cristobal

Santa Cruz

Nächste Insel – nächste Highlights. Santa Cruz ist unser nächster Stopp. Dort besuchen wir als erstes die Charles-Darwin-Forschungsstation, wo Leute aus aller Welt hinkommen, um die Tier- und Pflanzenwelt dieses Archipels zu erforschen. Dort gibt es u.a. auch eine Aufzuchtstation für die Galapagos-Riesenschildkröten. Die einjährigen Babies sind schon so groß wie unsere elfjährigen Tiere. Aber sie sind im Verhalten völlig identisch. Nur wenn sie ihren langen Hals ausfahren, erkennt man eindeutig einen Unterschied… Wir sehen die Riesenschildkröten auch in freier Wildbahn. Schon sehr beeindruckend, diese Riesentiere!

Aber weitaus mehr angetan hat es vor allem Mike die Riesenechsen, die Leguane, egal ob an Land oder im Wasser. Anfangs sind es die kleinen Eidechsen, die hier überall im Dickicht und auf den Lavamauern anzutreffen waren. Auch im Hafen sieht man die großen Iguanas, die durch das Meer paddeln auf der Suche nach Nahrung oder sich auf den Felsen wieder aufwärmen für den nächsten Tauchgang. Bei einem Bootsaufflug besuchen wir eine Insel, wo man aufpassen muss, wo man hintritt, um nicht auf diese Riesenechsen zu treten! Alle paar Meter sind sie auf den Felsen anzutreffen, wir wissen gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollen. Leider können wir uns hier nicht allzu lange aufhalten, die meisten Orte hier sind nur mit einem Nationalparkführer aufzusuchen, die Besucheranzahl ist streng reglementiert und durch die Gruppe die Aufenthaltsdauer auch.

Sehr interessant ist auch der Gang durch einen Lavatunnel. Mehrere hundert Meter lang, teilweise so tief und eng, dass man auf dem Bauch hindurchkriechen muss, teilweise ca. 20 m Meter hoch, kann man an den Wänden sehr gut sehen, bis wohin die Lava durchgelaufen ist und wie hoch der Tunnel noch durch das Gas und die Hitze ausgedehnt wurde. Wirklich beeindruckend.

An unserem letzten Vormittag auf Santa Cruz besuchen wir noch die Tortugabay, ein Traumstrand, der frei (also ohne Nationalparkführer) besucht werden kann. Aber der Name täuscht, denn nicht die Schildkröten sind dort die Attraktion, sondern Hunderte von Galapagos Meerechsen, die Riesenechsen, die hier den Strand und die Felsen bevölkern. Nun haben wir endlich die Zeit, uns in Ruhe hinzusetzen und die Tiere zu beobachten, wie sie in der Sonne dösen, über den Strand laufen oder im Meer schwimmen und tauchen. Nach einer Weile geht man schon fast völlig unbeteiligt durch die Scharen an Echsen, so "normal" ist es schon.

Die Überfahrten von Insel zu Insel sind kein Spaß. Die “Fähren” dort sind eher kleine Speedboote, für ca. 25 Personen ausgerichtet, aber mit der doppelten Anzahl belegt (gottseidank nur bei der ersten Überfahrt, danach sind sie normal besetzt). Es ist supereng, und wenn der Käptain Gas gibt, rutschen alle ans Heck und da wird es dann noch enger. Jede Welle lässt einen den Magen am Hals hängen und die Überfahrten dauert zwischen 2 und 2 ½ Stunden – also nix für empfindliche Mägen!

2013 - Ecuador - Santa Cruz

Isabela

Isabela ist wieder ganz anders: auf Santa Cruz im Hochland bei den Riesenschildkröten war die Vegetation sehr grün, als Nebel aufzog, fühlte man sich eher wie im Regenwald und nicht wie auf einer vulkanischen Insel. Isabella ist dann doch eher karg und vulkanisch.

Was sollen wir sagen: Galapagos ist wirklich einzigartig! Die Tierwelt ist einfach irre - vor allem für Reptilienfans wie uns! Es gibt dort übrigens nur vier einheimische Säugetierarten, neben dem Galapagos-Seelöwen und -Seebären die Galapagos-Reisratte (die übrigens Vegetarierin ist) und die Haarschwanzfledermaus. Das war's.

Isabela ist die mit Abstand größte Insel des gesamten Galapagos-Archipels - sie nimmt alleine über 60 % der Gesamtfläche ein. Die (menschliche) Einwohnerzahl ist jedoch sehr gering. Von den ca. 24.000 Menschen, die auf Galapagos leben, wohnen hier lediglich 2.000. Ca. 1.900 davon in der Hafenstadt Villamil und 100 im Hochland in Santo Tomas, ca. 20 km von Villamil entfernt. Eine Schotterpiste verbindet diese beiden Orte - und das war's. Der Rest der Insel, die immerhin 60 km lang ist, ist nur vulkanisch, fünf große und einige kleine aktive Vulkane bestimmen dort Vegetation und Leben.

Auch dort dominieren die Meerechsen und viele weitere kleine Echsen die Tierwelt. Man muss wirklich aufpassen, dass man vor lauter nach rechts und links schauen nicht auf die Tiere direkt vor einem tritt bzw. wir suchen ständig die versteckten Tiere und übersehen fast die riesigen, bis zu 1,5 m langen Tiere, die völlig frei direkt vor uns liegen.

Wir gehen dort auch schnorcheln, aber gegen das, was wir auf San Cristobal unter Wasser gesehen haben, verblasst hier alles. Sehr gut gefällt uns auch die Fahrradtour, die wir zu der Tränenmauer unternehmen. Man kann sich überall für ein paar Dollar Fahrräder leihen. Die Mauer ist ein beeindruckendes Bauwerk, über 200 m lang und 8 m hoch, die gar keinen Zweck hat, sondern nur als "Beschäftigung" ab Ende der 1940er Jahre von Strafgefangenen aus Lavabrocken errichtet werden musste. Doch der Weg ist das Ziel, und unser Weg führt über 7 km erst am Strand entlang, dann durch Mangrovenwälder ins Innenland. Erst überfahren wir fast einen Iguana (das "Iguana crossing"-Schild sehen wir erst danach), später sind es dann die Schildkröten, die mitten auf dem Weg liegen. Unsere Tour wird also durch viele Fotostopps unterbrochen!

Toll ist auch die Besteigung des Vulkans Sierra Negra. Leider sind wir auf der verregneten Südseite und nicht auf der trockenen und sonnigen Nordseite, so dass uns der Blick in den Krater hinein durch den dichten Nebel verwehrt bleibt. Der Krater des Sierra Negra ist mit einem unglaublichen Durchmesser von 12 km der zweitgrößte Krater der Welt!

Aber wir wandern noch zu einem kleinen, jüngeren Vulkan, dem Cerro Chico. Durch Lavafelder laufend, hat man das Gefühl, man befindet sich auf einem anderen Planeten. Anfangs ist das (ältere) Lavagestein (wir haben nicht mitbekommen, wie alt, da wir durch Fotostopps mal wieder hinterher gehen) rötlich gefärbt und vereinzelt wachsen Kakteen. Diese ebenfalls endemischen Kakteen wachsen nur ein paar mm/Jahr, und die Kakteen sind teilweise 8 oder 9 m hoch, sie haben also schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Plötzlich ändert sich die Lava, alles ist schwarz, hier hat der letzte Ausbruch 1979 stattgefunden. Vom Cerro Chico aus haben wir einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung. Schwarze Lava, soweit das Auge reicht. Wirklich unglaublich.

Unseren letzten Abend lassen wir am Hafen ausklingen. Wir setzen uns noch einmal auf die Hafenmauer und beobachten rund um uns herum das Treiben: Seelöwen, die im Wasser miteinander spielen, Iguanas, die die letzten Sonnenstrahlen aufnehmen, Pelikane, Kormorane, Blaufußtölpel und Fregattvögel, die sich auf Futtersuche ins Meer stürzen und Flamingos, die im Sonnenuntergang über uns hinweg fliegen.

Die Bootsfahrt mit dem Speedboot zur Flughafeninsel Baltra (hier ist nur der Flughafen und ein Militärstützpunkt, sonst nichts) bringt uns dem Parabelflug nahe. Unglaublich, dass kein Passagier brechen muss, wen man abhebt, gefühlte fünf Sekunden in der Luft hängt, um dann mit einem harten Schlag auf die Wasseroberfläche zu knallen. Das ist hier nichts für Wirbelsäulengeschädigte!

2013 - Ecuador - Isabela

Atlanta

Unser letzter Aufenthalt ist ein dreitäger Zwischenstopp in Atlanta – Georgia. Wettertechnisch haben wir dort das volle Programm: am Freitag ist es verregnet, am Sonntag trocken, aber ar…kalt bei 2°, aber einem eisigen Wind, der das Ganze noch viel kälter macht, und am Montag ist strahlendblauer Himmel bei frühlingshaften Temperaturen.

Man merkt dort, dass wir in den Südstaaten sind. Geschätzte 70 % der Bevölkerung sind Afroamerikaner, gefolgt von Mittelamerikanern und Asiaten. Dass Atlanta die Stadt mit der höchsten Kriminalität weltweit sein soll, bekommen wir jedoch (gottseidank) zu keiner Zeit mit. Im Gegenteil, alle sind supernett und hilfsbereit, jeder hat einen Gruß auf den Lippen und fragt, ob er uns helfen kann, sobald wir den Stadtplan zücken und sobald sich die Gelegenheit ergibt, wird man auch direkt gefragt, wo man her kommt und schon ist ein Gespräch im Gange.

Den verregneten Tag nutzen wir zum Shoppen. Es gibt dort Einkaufszentren, vergleichbar mit dem CentrO Oberhausen. Wir sind jedoch überrascht, wie wenig weihnachtlicher Kitsch dort anzutreffen ist (es ist immerhin Mitte Dezember). Es läuft zwar weihnachtliche Musik, es gibt Weihnachtsschmuck und das Highlight für die Kinder (bzw. eher für ihre Eltern) ist es, die lieben Kleinen mit dem Santa Claus abzulichten. Aber alles in allem doch sehr übersichtlich.

Am nächsten Tag schauen wir uns nachmittags ein American-Footballspiel der Atlanta Falcons gegen die Washington Redskins an. Schon beim Frühstück im Hotel sind etliche Fans der Redskins vertreten. Aber erst machen wir einen Gang durch den Centennial Olympic Park. Hier fanden 1996 die olympischen Sommerspiele statt, und viele Gedenktafeln und Steine erinnern an die versch. Sportarten und Medaillengewinner.

Wir gehen langsam Richtung Stadion, überall sind Fans zu sehen, viele haben auf Parkplätzen in den Autos geschlafen und machen bei der eisigen Kälte erst einmal ein ausgiebiges Barbecue zwischen ihren Pickups.

Vor dem Stadion ist dann die Hölle los. Eine Riesen-Fanmeile, viele Sponsoren bieten allerlei Spielchen an, man kann für Fotos vor etlichen Maskottchen oder anderen Pappaufstellern posieren, hier herrscht Jahrmarkttrubel.

Das Spiel dauert knapp vier Stunden, und wir verstehen nicht alle Spielzüge, aber viele. ;-) Die Stimmung ist gut, der Einmarsch der Mannschaften bombastisch (Mike ist seeehr neidisch auf die Musikanlage) und es ist definitiv ein Erlebnis, so ein Spiel einmal live in Amerika schauen zu können. Am Ende können die Falcons das Spiel mit 27:26 für sich entscheiden.

Am letzten Tag haben wir Karten für das Georgia Aquarium – das größte Aquarium der Welt. Auch das ist fantastisch. Viele versch. Themenbereiche, wie man es von Sea Life o.ä. kennt, aber halt alles viel größer und pompöser. Wir werden direkt am Eingang von einem Volunteer angesprochen (davon gibt es 2.000 in diesem Aquarium), wir kommen ins Gespräch und er verspricht uns ein persönliches Highlight. Und das bekommen wir definitiv! Es gibt dort ein riesiges Becken (das größte Salzwasserbecken der Welt), groß wie ein Footballfeld, es fasst 2,3 Millionen Liter. In diesem Becken schwimmen neben tausenden von Fischen und Dutzenden von verschiedenen Haien, Mantas und Rochen auch vier Walhaie, 8-9 m lang. Und mit nur einer Handvoll anderer Leuten dürfen wir über die Anlage an die Wasseroberfläche des Beckens und beobachten, wie die Walhaie gefüttert werden. Die Walhaie bekommen zwei Mal täglich eine kleine Kiste mit Krill, kleinen Fischen und Shrimps – größere Sachen fressen sie nicht. Es sind nun vier Schlauchboote auf dem Becken unterwegs, und hinter jedem Boot schwimmt ein Walhai mit geöffnetem Maul an der Wasseroberfläche und wird mit einem Kescher gefüttert. Schon sehr beeindruckend. Hier sehen wir auch sehr viele Fische, die wir kurz zuvor selber beim Schnorcheln gesehen haben, dann schaut man noch einmal mit ganz anderen Augen hin.

Insgesamt ist unser Aufenthalt in Atlanta somit ebenfalls sehr abwechslungsreich – so wie der gesamte Urlaub! Wir erleben jeden Tag etwas Neues, kein Tag ist wie der andere, aber alles ist toll!

2013 - Ecuador - Atlanta

Fazit

Uns wurde nicht zuviel versprochen, Ecuador war einfach toll. Die Menschen, die Landschaft und die Natur suchen fast schon ihresgleichen. Gerade Galapagos hat uns in seinen Bann gezogen. Man kann nicht in Worte fassen, wie es ist, zwischen den ganzen Tieren zu schwimmen oder zu wandeln. Die Tiere sind nicht scheu, man sollte dennoch einen gewissen Abstand einhalten, aus Respekt vor der Natur.

Der Mix dieser Reise mit der Millionenstadt Quito, dem Andenhochland, dem Amazonasgebiet und den Galapagosinseln waren einfach unvergleichlich. Und der Abschluss in Atlanta (eigentlich ein absoluter Kontrast zu den Tagen zuvor) rundete diesen unvergesslichen Urlaub ab.